Samstag, 28. Mai 2011

Zwischennachricht-George Perec Das Leben Gebrauchsanweisung

Es ist schon ein sehr umfangreiches Buch und so dauert es halt länger bis zu einer Besprechung.
Als Zwischennachricht möchte ich allerdings schon jetzt auf dieses Buch hinweisen. Perec beschreibt in seinem Roman ein Haus in einer Straße in Paris. In 99 Kapiteln zeichnet er über die Wohnung gehend Porträts der Menschen, die dort wohnten und wohnen. Allerlei seltsame Figuren tauchen auf, abgedrehte Geschichten werden erzählt. Aber niemals langweilig, bislang in der Tat ein literarischer Schatz.

Hier ein link zum Buch: Das Leben-Gebrauchsanweisung

Hier ein link zum Autor: Georges Perec

Sonntag, 8. Mai 2011

Sven Regener; "Neue Vahr Süd", der kongeniale Folgeroman von "Herr Lehmann"!

Man fühlt sich zurückversetzt in die 80er Jahre. Friedensbewegung, K-Gruppen und Ziellosigkeit nach der Schule. Alldas führt uns Sven Regener in Neue Vahr Süd in Erinnerung. Frank Lehmann hat eine Lehre als Speditionskaufmann absolviert und nun "vergessen" den Kriegsdienst zu verweigern. In den 80er ein unbedingtes Muß. Immer wieder dieselbe Frage an ihn, wie kann man nur die Verweigerung vergessen. Frank aber interessiert das eigentlich nicht, irgendwie egal. Irgendwie funktioniert nichts, die Beziehung zu den Eltern, die zum anderen Geschlecht und auch die Männer-WG ist bald überfüllt mit Punks, deren Musikgeschmack schon schnell den überzeugten KBWlern mächtig gegen den Strich geht. Dabei bleibt die frisch bezogene Wohnung natürlich unrenoviert. Die Nächte verquatscht man in Kneipen, deren Namen so vertraut wirken. Und über alles schwebt für Frank Lehmann der "Bund", zu dem er dann auch gehen muß. Selbstverständlich ist diese Welt nichts für unseren Frank Lehmann. Anpassung ist nicht sein Ding, weniger aus Überzeugung als aus Bequemlichkeit. Der Bund stört einfach und es verwundert nicht, daß ausgerechnet Franks G-Karte (was ist das überhaupt, ach, auch egal) bei der Eingangsuntersuchung fehlt und er damit im Grunde gar nicht beim Bund ist. Und so stolpert Frank Lehmann beim Bund von einem Fettnäpfchen und eine groteske Situation in die nächste. Die Dialoge sind lakonisch und urkomisch. Selten las ich absurde Situationen derart genau auf den Punkt gebracht. Regener gelingt es besonders, die grotesken Situationen des Bundeswehrdienstes in der damaligen Zeit zu dokumentieren. Wobei der Fairness halber aber auch gesagt werden muß, daß die Figuren der Bundeswehr, als da sind Major, Hauptfeld (webel) und der Spieß, durchaus mit Respekt, soweit möglich, dargestellt werden. Obgleich doch auch durchkommt, wie slapstickhaft einzelne Dienste bei der Bundeswehr gewesen sein müssen.  Auch im privaten schildert Regener herrlich die Absurdität des Alltags. Besonders auffallend sind dabei Lehmanns Eltern. Auch sie kennzeichen sich durch eine gewisse "Trotteligkeit" aus, die dennoch respektvoll geschildert wird. Wer hat sie noch nicht mitgemacht, die Dialoge sonntagsmittags am Tisch bei Braten und Kartoffeln, wenn Vater wieder einmal über alles Bescheid weiß, während Mutter sich immer beschwert, daß ihr niemand zu hören würde. Diese Genauigkeit im Detail macht den Roman unbedingt lesenswert. Und so überrascht Sven Regener mit diesem Roman doch sehr. Es gibt durchaus Schriftsteller, deren zweiter Roman doch gehörig in die Hosen gegangen ist. Nicht so bei Neue Vahr Süd, dieser Roman ist sogar noch besser als Regeners  Debut Herr Lehmann. Daher meine Empfehlung:unbedingt lesen!

Léo Malet-Paris-Nestor Burma

10 Krimis aus 10 Stadtteilen Paris (arrondissements) sind in diesem Buch gesammelt. Nestor Burmas klassische Fälle im Untertitel hat hier zweitausendeins hier zu einem günstigen Preis herausgegeben. Besonders günstig, wenn man betrachtet, daß 1179 Seiten zusammen kommen.

Den ersten Krimi Bilder bluten nicht habe ich nun gelesen. Malets Krimis verfügen schon über die "genreüblichen" Zutaten, wie Leichen, Verwicklungen, die geheimnisvolle Blondine und dunkle undurchsichtige Gestalten. Dennoch unterscheidet sich, zumindest dieser Roman, dennoch von anderen Krimis die ich gelesen habe. Und dieser Unterschied liegt in der Spache, in der Sprachmelodie. Léo Malet schreibt kurz, abgehackt, ein Sprachfluß will sich so recht nicht einstellen. Der Text nimmt Wendungen  und Irrungen, will nicht in eine Richtung gehen, so zumindest habe ich den Eindruck. Die Dialoge sind knapp und lakonisch, gut und böse sind nicht so einfach auszumachen, auseinander zu halten. Es entsteht dadurch eine nicht so einfache Lesbarkeit, die aber interessant ist. Für einen Krimi auch eher ungewöhnlich. Betrachtet man Malets Vita, so erklärt sich dieses, da er ja auch dem Surrealismus zugetan war.

Und da dieser Roman, wie alle in dieser Sammlung, in Paris spielt, spielt natürlich das Paris der 50er Jahre eine Hauptrolle. Gelungen sind die Studien des Milieus und besonders  aufgefallen ist mir, wie lebendig die Stadt in dem Roman wird. Der Leser geht mit um die Ecken und besucht die Bistros zusammen mit Nestor Burma, dem Privatdetektiv der besonderen Art.

Fazit: Dieser Roman macht gespannt auf die weiteren in diesem Band!

Das Fremde, der Fremde und die Heimat

Semier Insayi, Faruq ist ein Buch, daß es seinem Leser nicht ganz so leicht macht. Konsequent in seiner Kleinschreibung und auch konsequent in seinem Tempo. Der Leser wird gefordert. Die Geschichte des namenlosen Erzählers ist zunächst nicht so einfach zu verstehen. Wie hingehaucht sind die Wörter, es hat den Anschein, als ob der Autor lediglich assoziiert. Sätze, teilweise nur aus einem Wort bestehend, ergeben erst im Zusammenhang mit den weiteren Sätzen einen Sinn. Aber Semier Insayif bricht auch diesen Stil. Nämlich dann, wenn er von der Vergangenheit, der Familie und dem Irak erzählt. Der namenlose Erzähler erzählt auch die Geschichte seiner Familie, die Geschichte seines Vaters, der aus dem Irak nach Österreich geht und dort Medizin studiert. Die Familie integriert sich. Dennoch sind die Verbindungen in die Vergangenheit, die Verbindung zur arabischen Sprache immer da. Erzählt Semier Insayif diese Geschichte, so verändert er seinen Erzählstil. Zwar schreibt er weiterhin alles klein, aber sein Stil verändert sich von der experimentellen Schiene zu einem durchaus klassisch zu nennenden Sprachfluß. Und Insayif beherrscht auch diese Art des Erzählens. Liebevoll erzählt er die Geschichte der Familien im modernen Westen und im, zunächst von Saddam Hussein, beherrschten Irak. Die Brüder, der Vater des Erzählers und sein Onkel, treffen sich im berüchtigten Gefängnis Abu Graib wieder und das nach 21 Jahren. Eine Szene, die eindrucksvoller wohl kaum geschildert werden kann. Der Bogen spannt sich schließlich bis in die Zeit bis nach Saddam Hussein. Eine Zeit, die dennoch nicht friedlich ist. Dennoch verliert die Familie nicht den Mut, sondern gibt sich immer wieder Hoffnung auf eine morgen.
Semier Insayif ist ein beeindruckendes Buch, aber auch ein verwirrendes Buch gelungen. Er fordert den Leser und beeindruckt ihn mit einem soghaften Tempo in der Sprache. Kein Buch für nebenher, sondern es fordert. Doch diese Forderung ist dem Buch erlaubt. Es ist ein besonderes Buch mit einem besonderen Thema in einer besonderen Form umgesetzt. Semier Insayif sind weitere Bücher in dieser Stärke zu wünschen.
Weitere Informationen:  www.semierinsayif.com 
Das Buch ist im Haymon-Verlag erschienen; weitere Informationen: haymonverlag 

Lesetagebuch

Kurt Bracharz hat mit Für reife Leser ein außerordentlich interessantes Lesetagebuch verfaßt. Man stelle sich vor, ein Schriftsteller nimmt sich vor, innerhalb eines Jahres folgende Büher zu lesen:
- William S. Burroughs: "The Naked Lunch"
- Wilhelm Busch: "Der Schmetterling"
- Elias Canetti: "Die Blendung"
- Salvador Dali: "Verborgene Gesichter"
- Don DeLillo: "Mao II"
- Alfred Döblin: "Berlin Alexanderplatz"
- Witold Gombrowicz: "Kosmos"
- Georg Herriman: "Krazy Kat"
- James Joyce: "Ein Portrait des Künstlers als junger Mann"
- Christine Lavant: "Das Kind"
- Henro Michaux: "Ein gewisser Plume"
- Vladimir Nabokov: "Pnin"
Diese Auswahl sollte eigentlich den Leser "schocken", tut sie aber nicht! Bracharz liest all diese Bücher, aber er ist auch ein "Meister der Abschweifung." Nichts und niemand ist ihm heilig, auch Kolleginnen und Kollegen werden in diese herrlich subjektive Sicht der Dinge einbezogen. Die Bücher sind nur ein Mittel zum Zweck, nämlich des ungehemmten "Drauflosfabulierens". Das beherrscht Bracharz sehr gut. Und es macht einfach Spaß diesem "Fabulierdrang" des Autors zu folgen. Man folgt ihm in die Welt des Comics genauso wie in die Welt des Films. Bracharz macht auf mich den Eindruck eines manischen Sammlers, Lesers und Entdeckers. Eines Getriebenen für seine Leser. Er will sie teilhaben lassen an seinen Leseausflügen, er will sie von der Qualität der Bücher überzeugen. Sie sollen gelesen werden.  Und gerade diese unbekannteren Schrifsteller lohnen schon die Lektüre. Sie zu entdecken, einen Anstoß in ihre Richtung zu bekommen, daß allein ist ein Verdienst von Bracharz. Und an den bereits bekannten Büchern lassen sich neue Seiten entdecken. Somit ist sein Buch nicht nur ein Lesetagebuch sondern auch eine Tour durch Literaturepochen, verschiedene Literaturstile und -zeiten. Alles hat seinen Platz und soll gelesen werden. Wenn Bracharz Buch eine Botschaft hat, dann diese: Leser lies! Lies soviel du kannst, lies wo immer du bist und lies solange du kannst. Kann es für einen manischen Leser etwas schöneres geben?

Juli Zeh, Adler und Engel; beklemmend und genial

Die Geschichte von Max, Jessie, Clara und vielen anderen Personen, eine Geschichte voller Kokain, Zweifeln und Verzweifeln, alldas findet der Leser in Juli Zehs Erstlingsroman. Max, der aufstrebende, hochbegabte Jurist wird völlig aus der Bahn geworfen als seine alte, unerreichte Liebe Jessie während eines  Telefongesprächs mit ihm Selbstmord begeht. Aber ist es wirklich ein Selbstmord? In seiner Wohnung, koksend liegend, wendet er sich an die Radiomoderatorin Clara und versucht per DAT-Rekorder ihr sein Leben zu erzählen. Bald schon kehrt er mit ihr zurück an eine Stätte seines Lebens, Wien, auf der Suche nach Wahrheit, Vergangenheit. Wien, diese alte, morbide Stadt in einem Sonner mit extremer Hitze wird dann der Schauplatz bitterer Wahrheiten und neuer Erkenntnisse. So die Erkenntnis, daß der Mensch häufig eine Marionette an den Fäden anderer Menschen ist. Was ist Realität und wenn eine Realität da ist, ist es wirklich die Realität, für die man sie hält? Auch Max muß schmerzhaft feststellen, daß manches nicht so ist, wie er es vermutete und haben wollte. Und so fügen sich schlußendlich die Fäden zusammen, auch wenn sie Max nicht passen. 
Juli Zeh ist mit Adler und Engel in der Tat ein beeindruckender Roman gelungen. Die Welt der Juristen, ist Zeh ja nicht unbekannt, sie ist Juristin, zeigt sich auch hier einmal korrupt und ambivalent. Zeh bewegt sich darin scheinbar mühelos. Die Sprache kommt auf den Punkt, kurz, lakonisch und brutal da, wo sie es sein muß. Bei der Betrachtung der Charaktere schwankt der Leser zwischen Mitleid, Ekel und auch einer gewissen Faszination. Ja, kaputtsein kann auch eine gewisse Faszination auf den Leser ausüben. Ich weiß immer noch nicht, ob nun Max als Person mir sympathisch ist oder nicht. Sein Wunsch mit der Welt abzuschließen, seinen permanenten Drogenrausch zu leben, ist einerseits verständlich nach dem Verlust von Jessie. Andererseits stieß mich der ständige Umgang mit Kokain auch ab. So zieht dann diese Geschichte hin zu einem etwas überraschenden Ende. Ob nun zum Guten, vermag ich nicht zu sagen. Was sicherlich erwähnt werden muß, ist, daß das Buch bis zu diesem Ende an einigen Stellen Längen hat, den Spannungbogen nicht ganz halten kann. Aber das ist auch schon die einzige Kritik, die ich üben habe. Ansonsten ein fulminater Einstandsroman. Nicht mein letztes Buch von Juli Zeh.




Heidi von Plato; Das haarige Mädchen

Die Menge an historischen Romanen, durchaus auch in speziellen Fällen eine Modeerscheinung, ist schier unerschöpflich. Gewiss, viel Schatten ist dort vorhanden. Bei Heidi von Platos Buch Das haarige Mädchen liegt der Fall nun ganz im Besonderen. Erzählt wird die Geschichte Antonietta Gonzalez, einem sogenannten "Fellmädchen",d.h, sie ist am ganzen Körper übermäßig behaart, welches tatsächlich um 1580 herum lebte. Historisch, soweit meine Recherchen, sind genauere Lebensumstände nicht bekannt geworden. Dieses versucht Heidi von Plato dadurch zu kompensieren, daß sie das Mädchen, genannt Tognina, von Antwerpen nach Parma gehen läßt. Dort in Parma ist sie eine Abnormität an den Häusern der Adeligen. Argwöhnisch beäugt durch den Klerus. Die erste Liebe kommt hinzu, später dann die unglückliche Verheiratung mit einem Grafen. Zum Schluß verliert sich ihre Spur wie in der historischen Realität auch. Es verliert sich die Spur eines besonderen Menschen in der damaligen Zeit. Belesen, zB Rabelais; Gargantua und Pantagruel, der lateinischen Sprache mächtig.
Heidi von Plato ist, was das Verfassen von historischen Romanen anlangt, schon eine Sonderfall. Betrachtet man ihr literarisches Werk bis zu diesem Buch, so ist Das haarige Mädchen schon eine Art Ausnahme in ihrem Schaffen. Theaterstücke, veröffentlicht u. a. im renommierten Suhrkamp Verlag, stehen auf der Liste ihrer Bücher. Und nun ein historischer Roman. Aber ein besonderer! Aber auch einer, der nicht ins Schema der historischen Romane paßt, weil er ein Thema behandelt, welches den Rahmen eines historischen Romanes nicht braucht. Der Roman behandelt das Fremdsein eines Menschen in seiner Umwelt, in seiner Zeit. Nicht uninteressant, dennoch historisch nicht unbedingt erforderlich. Die Geschichte ist im Prinzip eine moderne. Der Rahmen eines historischen Romans paßt, anhand der historischen Eckdaten, dennoch wäre die Geschichte auch anders erzählbar gewesen. So bleibt eine gut erzählte und passende Geschichte, deren Hauptanliegen, die Schilderung einer Außenseiterstellung, eines Andersseins, nicht zwangsläufig in einen historischen Rahmen gemußt hätte.

In der 1. Liga der historischen Romane! Petra Schier, Das silberne Zeichen

Petra Schier hat eine Gabe als Autorin, die mich beeindruckt. Sie ist in der Lage, den Leser schnell und überzeugend an ihre Bücher zu fesseln, zu binden. Und dieses ohne in ihren Romanen große Show Effekte einbauen zu müssen. Sie erzählt Krimigeschichten, ohne dabei auf Effekthascherei zu schielen. Braucht ein anderer Autor ausgeklügelte Mordszenarie, besonders angelegte Ermittler, so gelingt dies Petra Schier dagegen mit der Figur der Marysa, einer intelligenten, starken Frau im 15ten Jahrhundert. Eine eindrucksvolle, sich gegen eine Männerwelt durchsetzende Frau. Und besonders wichtig dabei, immer glaubhaft durch Petra Schier geschrieben. Eingebettet sind die Geschichten zudem noch in die historische Kulisse der Stadt Aachen, sowie gespickt mit zahlreichen Detailinformationen über das gesellschaftliche Leben damals und den Aufbau der Handwerkerzünfte, sowie dem Gerichtswesen. Also absolut empfehlenswert!


Die Reihe um Marysa umfaßt folgende Bücher:


Die Stadt der Heiligen
Der gläserne Schrein 
Das silberne Zeichen

Das ist er also nun, der dritte Teil der Geschichten um Marysa und ihrem geheimnisvollen Freund Christoph. Und, vorweg, sehr gelungen ist dieses Buch. Marysa harrt in Aachen der Ankunft ihres Freundes Christoph. Dieser hat Aachen verlassen, um Dokumente beizubringen, die seine Person und seine Herkunft bestätigen. Marysa kann seine Ankunft kaum erwarten, ist sie doch schwanger von ihm. Doch was wäre Marysa ohne Kriminalgeschichte. Nicht lange dauert es und schon findet sich Marysa in einem Geflecht von Lügen und Intrigen wieder. Und wieder ist sie, als erfolgreiche Frau, Zielscheibe des Hasses und des Zorns der Männer in ihrer Umgebung. Wer ist für sie Freund, wer Feind? Selbst als Christoph endlich heimkehrt und sich die Geschichte eigentlich zum Guten wenden sollte, gelingt es Petra Schier noch zahlreiche Verwicklungen aufzubauen und falsche Fährten zu legen. Marysa kommt in ihrem Leben halt nicht auf dem einfachen Weg zu ihrem Glück; nein sie muß Irrungen standhalten und Wirrungen aushalten. Das aber auch eingebettet in einer starken Familie, die sie hält. Und somit ist es eine interessante Krimigeschichte, die den Leser mit fiebern läßt. Und es ist vor allen Dingen eine Krimigeschichte, die man Petra Schier im historischen Kontext abnimmt.
Petra Schier gelingt es in dieser Trilogie von Anfang an mit einer adäquaten Sprache Spannung aufzubauen. Es bedarf keiner besonders ausgeklügelten Todesfälle, keiner noch so kompliziert aufgebauten Geschichten um eine Spannung, eine Fesselung des Lesers an die Geschichte zu erreichen. Petra Schier erreicht das mit grundsoliden Charakteren, starken Hauptfiguren und einem profunden Kenntnisstand über die Stadt Aachen im Mittelalter. Das sind die Stärken von >Das silberne Zeichen<. Aber nicht nur von diesem Roman, sondern von der Konzeption der gesamten Reihe um Marysa und Christoph. Der Leser fiebert halt mit, er ist in der Geschichte. Die Figur der Marysa, diese Frau des 15. Jahrhunderts, ist in ihrer Konzeption eigentlich schon als modern zu bezeichnen; und dennoch in der Zeit des Mittelalters glaubhaft.
Und immer wieder gelungen in den Romanen um Marysa ist das Umfeld. Die Stadt Aachen im 15. Jahrhundert wird lebendig vor den Augen des Lesers. Es zeigt sich dort, daß Petra Schier eine profunde Kennerin der Zeit ist. Die Schilderung  ist stimmig und atmosphärisch dicht.
Und so bleibt als Fazit dieses Romans um Marysa, sowie bezüglich der ganzen Reihe, der Leser erhält außerordentlich lesenswerte  historische Romane.