Freitag, 31. August 2012

Peter O. Chotjewitz--Saumlos

Peter O. Chotjewitz, so scheint es mir, ist ein Schriftsteller, der sich immer treu geblieben ist. Ein strammer Linker, seine Kritik immer am Nerv der BRD nach 1945. Das macht ihn so lesenswert, seine Unbeugsamkeit, sein Engagement.
Saumlos ist nun ein Roman der Mitte der 70er Jahre in der Provinz spielt. Ein Dorf, in dem nun wieder die Generation '33 bis '45 lebt. Wirklich? Die gesamte Generation? Schnell wird dem Erzähler klar: nein! Das Dorf hat zwischen '33 und '45 seine jüdischen Einwohner verloren. Genau beschreibt Chotjewitz anhand der Dorfchronik, wie das Dorf sich veränderte. Um die Jahrhundertwende und weiter waren die jüdischen Menschen Teil der Dorfgemeinschaft, Unterschiede waren nicht erkennbar. Umso mehr dann die Veränderung ab '33. Rasend schnell verlieren die Juden ihren Halt. Erschreckend, auch wenn man es vielleicht häufig schon gelesen hat, die Gleichgültigkeit und Anteillosigkeit der nichtjüdischen Dorfbewohner. Und immer wieder die Relativierung, was sollte man denn tun. Mitte der 70er Jahre war das Buch sicherlich hoch aktuell und politisch. Heute ab und an etwas antiquiert in der Sprache, aber in seiner Aussage heute noch eminent wichtig. Erinnern und nicht vergessen, an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte! So lange ist es noch nicht her. Peter O. Chotjewitz hat das in seinem schriftstellerischen Werk häufig getan. Und auch deshalb sollte sein Werk nicht in Vergessenheit geraten!

Sonntag, 19. August 2012

Sehr gute Fortsetzung!

So habe ich den neuen Roman des österreichischen Autorenduos Zach/Bauer bei amazon rezensiert.
Er ist außerordentlich gut gelungen. Die Ideen sind gut umgesetzt, der Spannungsbogen stimmt. Hier schreiben zwei absolute Profis, die ihr Genre beherrschen. Sehr eigenständig, schaffen sie spannende Bücher! dabei ist es letztendlich egal, ob man die Romane den historischen Romanen zuordnet oder eher zur Phantastik rechnet.

Man ist ja bei Fortsetzungen immer etwas skeptisch, ob es funktioniert oder nicht. So auch bei Morbus Dei: Inferno. Gelingt es den Autoren, die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen? Reichen die Ideen aus, auch noch ein zweites Buch zu tragen? Sind die Charaktere stark genug, um glaubhaft dem Leser zu begegnen?
Ja, Zach/Bauer ist das gelungen. Sie haben einen zweiten Band präsentiert, der alle diese Punkte erfüllt.
Der Leser ist schnell in der Geschichte, auch dann, wenn er die erste Geschichte um Johann List nicht kennt hat. Atmosphärisch sehr dicht beginnt dieses Buch, eine Eigenschaft, die schon beim ersten Buch, Morbus Dei: Die Ankunft, sehr positiv auffiel. Zach/Bauer erzählen sehr geschlossen und eindringlich. Im Winter spielend, ist die Kälte der Berge und in den Bergen spürbar. Die Strapazen der Menschen sind greifbar und gut dargestellt. Überhaupt sind Zach/Bauer stark in der Beschreibung von Atmosphäre. Erstaunlich auch an dieser Stelle, daß hier ein Autorenteam schreibt. Aus einem Guß geschrieben ist dieser Roman! Brüche im Stil sind nicht erkennbar. Es stellt sich schon die Frage, wie die beiden das so gut hinbekommen.
Aber egal, es soll ihr Geheimnis bleiben, für den Leser ist es positiv.
Positiv für die Entwicklung der Geschichte um Johann List ist auch der Ortswechsel. Aus den Hohen Bergen hinab geht es in die Stadt Wien. Ein Wechsel von der harten Realität der Berge mit ihren Gefahren für die Menschen, hin in die urbanen Welt einer Großstadt des 18. Jahrhunderts mit all ihren Gefahren.
Gut auch die Beziehungen der Personen zueinander. Zach/Bauer gelingt es, weitere Personen in die Geschichte zu integrieren. Nicht nur Johan List und seine Elisabeth beherrschen die Geschichte, sondern auch die Nebencharaktere passen dazu. Es ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Alles ist spannend und gut aufeinander aufgebaut. Die Schilderungen der Stadt Wien sind glaubhaft und angemessen.
So entsteht ein Roman, der gut die Balance hält. Er hält sie zwischen historischem Hintergrund und einer phantastischen Geschichte der “Anderen”. Und er schafft es dazu auch noch eine gewisse Ernsthaftigkeit beizubehalten. Es stellt sich durchaus die Frage, ob es eigentlich immer so sein muß, daß es immer wieder zur Verfolgung "anderer" kommen muß. Auch die Frage, wie leicht doch die Verführung durch Religion ist. Religion als zerstörerische Kraft in einer Zeit bestimmt durch Aberglaube und Inquisition. Zach/Bauer gelingt die Balance zwischen Unterhaltung und ernsthafter Reflexion. Aber auch ein kleiner Schimme Hoffnung.
Die Spannung auf den dritten Teil der Geschichte von Johann List bleibt!