Samstag, 25. Februar 2012

Jan Peter Bremer--Still leben

Jan Peter Bremer habe ich als Autor kürzlich wahrgenommen in einer Literatursendung. Ich meine, es wäre die Sendung "Literatur im Foyer" (gibt es die?) gewesen. Dort war als Interviewpartner zur Vorstellung seines neuen Buches. Schon das Interview weckte mein Interesse an diesem Autor. Ein Autor, der als Meister der kleinen Formate gilt. Als ich dann den "Kurz"roman, so der Untertitel des Buches im modernen Antiquariat sah, mußte ich ihn natürlich mitnehmen.
88 Seiten sind schnell gelesen und genauso schnell ist der Leser von diesem Buch verwirrt. In den Kritiken zu diesem schmalen Roman las ich Attribute wie   "kafkaesk". Fest steht, daß Still leben ein nicht gewöhnlicher Roman ist. Eine namenlose Person schreibt Briefe aus einem Haus in den Bergen an einen Freund. In diesen Briefen kommt zunehmend zum Ausdruck, daß die Situation in dem Haus immer skurriler wird. In diesem Haus lebt der Namenlose mit seiner Familie. Ort und Zeit sind unbestimmt und spielen auch keine Rolle! Immer wieder werden kleine Begebenheiten in den Briefen geschildert. Wirklich erklärt wird allerdings nichts. Und so bleibt am Ende alles offen und der Leser etwas ratlos zurück, warum auch nicht. Sprachlich überzeugt Jan Peter Bremer auf ganzer Linie. Ein genauer Beobachter der kleinen Dinge. Und er ist in der Lage, den Leser, trotz der Fragen, die dieses Buch letztendlich aufwirft, zu unterhalten und gespannt zu machen auf andere Bücher von ihm!

Dienstag, 21. Februar 2012

Galileo Galilei--Eine Biografie

James Restons Galilei Biografie ist eines jener Bücher, das jahrelange im Regal stand, bis es einen Anlaß gab, es zu lesen. Der Anlaß war die Beschäftigung mit dem Begriff "Gott" und damit verbunden die katholische Kirche, dort speziell die Inquisition im Mittelalter. Schnell ist dann der Zusammenhang zwischen Glauben und Vernunft bzw. Naturwissenschaft zu stellen. Und der Name Galilei ist dann nicht mehr weit entfernt.
Galilei war für seine damaligen Verhältnisse sich ein sehr intelligenter Zeitgenosse und seiner Zeit weit voraus. Andererseits war er aber auch ein schwieriger, weil von sich sehr überzeugter Mensch. Kompromisse waren nicht unbedingt sein Ding. Sein Leben scheint von seinem Geltungsdrang bestimmt gewesen zu sein und das auch irgendwo bis zu einer Form von Untergang. Sicherlich sind seine Erfindungen und Erkenntnisse, hier besonders im astronomischen Bereich, bahnbrechend und neu. Aber ihm war auch nicht fern, von anderen zu partizipieren, man kann auch sagen zu klauen. Reston stellt diese Zerrissenheit auch gekonnt dar. Seine Biografie ist adäquat und scheut auch nicht davor, den zweifelnden Menschen Galilei zu zeichnen. Einen Menschen, dessen Leben auch von Geldsorgen, familiären Problemen gekennzeichnet war. Und von einer immer wieder zur Schau getragenen Überheblichkeit. Für Galilei waren andere Menschen, die nicht seine Meinungen teilten, seiner Intelligenz entsprachen: "Gimpel". Und so ist es nicht unverständlich, daß  er in den letzten Jahren seines Lebens gegen die Inquisition kämpft. Allerdings, so zeigt es Reston auch, quasi als "Luxus"häftling. Ein  Häftling mit einem Haus und Diener. Ganz anders als zB Giordano Bruno einige Jahre zuvor. Galilei besteht diesen Kampf mit der Inquisition. Aber der berühmte Satz "und sie bewegt sich doch" kann ihm nicht zugeordnet werden. Und somit bleibt die Erkenntnis, daß Galilei recht hatte. Sein Wissen, daß sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, hat sich letztendlich durchgesetzt. Aber erst 350 Jahre später, 1992, hat sich der Vatikan diesbezüglich zu einer halbherzigen Erklärung durchgerungen. Seitdem erst dreht sich auch für den Vatikan die Erde um die Sonne!