Dienstag, 22. April 2014

Nicht gelungen, Eva Gründel, Mörderwetter, Ein Englandkrimi

Vielen Dank dem Haymon Verlag für das ebook.
Leider treffen die Krimis aus dem Haymon Verlag in der letzten Zeit nicht mehr auf mein ungetrübtes Lesevergnügen.
So auch hier. Eva Gründels Mörderwetter; Ein Englandkrimi überzeugt mich nicht. 
Die Geschichte ist blutleer, fast schon oberflächlich. Irgendwie, ich kann es nicht anders formulieren, paßt es mir einfach nicht zusammen. 
Keine überzeugenden Charaktere; die Geschichte zu zufällig aufgebaut und auch nicht überzeugend in der Abfolge. Zu viele Köche, sprich Figuren, verderben den Brei, heißt für mich häufig absolut nicht nachvollziehbar.
Schade, aber so besser nicht!
Hier, wie üblich meine amazon-Rezi.

Nein, es tut mir Leid, ein Vergnügen war dieser Krimi nicht.
Eva Gründel verlegt ihre Geschichte nach England. Während der Besichtigung  des Landsitzes durch eine Touristengruppe findet der  Earl of Wharvedale den Tod. Gefunden wird er im kunstvoll angelegten Labyrinth des Landsitzes. Schnell ist klar: Kein natürlicher Tod, sondern jemand hat nachgeholfen. Zum Glück sind aber die Reiseleiterin Elena Martell und später auch der italienische Kommissar Giorgio Valentino, der zunächst eine Tagung in London besucht, vor Ort und schalten sich in die Ermittlungen ein. Commissario Valentino war früher bei einer Mordkommission und ist nun Fachmann für Straftaten rund um den Kunsthandel. Auch dort gibt es viel zu tun, sind doch viele Kunstwerke gefälscht.
Jedenfalls macht sich ein illustres Team an die Klärung des Falles, der auch viele Wendung dann noch vollzieht und am Ende, natürlich, gelöst wird.
Warum war jetzt die Lektüre kein Vergnügen? Eva Gründel packt in diesen Krimi einfach zu viel hinein. Nicht nur der Mord wird geklärt, nein auch ein Kunstschwindel und auch der Verkauf von geschütztem Tierhorn. Der Leser erfährt die Namen der „gängigen“ Kunstfälscher wie zB Beltracchi und auch, dass auf dem Landsitz wohl fast nur gefälschte Kunstwerke hängen. Nun ja, mir kam das etwas wie Füllsel vor. Die Geschichte musste wohl aufgewertet werden.
Die Charaktere bleiben oberflächlich. Es gelingt der Autorin nicht, eine Stimmung auf dem Landsitz und auch in London herzustellen. Gerade die englischen Adeligen kommen blass und seltsam blutleer daher. Selbst der Butler ist nicht das, was er sein soll und der Leser wird auf eine der vielen falschen Spuren geschickt. Einfach zu viele. Das wirkt aufgesetzt und bemüht!
Und so baut Eva Gründel dann auch einfach zu viele kleine Haken und Wendungen ein unter denen dann die Geschichte leidet. Sie ist irgendwann schlicht zu überfrachtet und braucht dann viele Hinweise von verschiedenen Personen, um zu einer Aufklärung zu kommen. Nein, das überzeugt leider nicht.
Schnell erlahmte das Interesse an der Geschichte und den Handelnden. Es wird nicht unlogischen, aber es stellte sich an der einen oder anderen Stelle die Frage, warum nun gerade dieser Charaktere, diese Figur nun den weiterführenden Hinweis geben musste. Das führte dann dazu, dass viele Person zum Schluss hin an der Lösung des Falles beteiligt sind. Und der Eindruck entstand, dass manche Figur lediglich deshalb in die Handlung eingebaut wurde.
Und so bleibt leider zurück ein blasser, bemühter Krimi, mit einer Geschichte, die nicht tragfähig ist.

Montag, 7. April 2014

Die Kraft des Vergessens-Jürg Schubiger, Nicht schwindelfrei


Wieder ein wundervolles Buch aus dem Haymon Verlag. Ein kleines, nicht aufdringliches Werk des Schweizer Schriftstellers Jürg Schubiger.  Ich mag sie, diese Schweizer Schriftsteller mit ihrer feinen Art etwas zu erzählen und darzustellen. Max Frisch, Martin Suter und auch Markus Werner, mit seinen auf den Punkt geschriebenen Romanen.
Und Jürg Schubiger ist eine Entdeckung!
Dank dem Haymon Verlag und hier die Rezension:

Ein ganzer schmaler, dünner Roman ist das. Eigentlich schnell gelesen. Eine klare Sprache beherrscht die Geschichte um Paul. Paul wird/ist vergesslich geworden. Aber anscheinend macht ihm das nichts aus. Er geht weiterhin seinen Weg. Nur dieser scheint ein anderer geworden zu sein. Nichts ist mehr wie früher. Er wird anders behandelt, er handelt anders. Und, was ganz besonders wichtig erscheint, Paul lebt immer noch gerne! Nur halt anders! Eine schöne Geschichte ist das! Nicht eine weinerliche, gefühlschwangere, sondern eine beinah schon alltägliche. Paul schaut sich das an,, schaut sich jenes, denkt sich seinen Teil. Aber, so empfand ich es, lächelnd und gelassen bis fröhlich.
Jürg Schubiger sei dank, dass er das so erzählt hat. Wohl überlegt in Worte gefasst beschreibt er die Situation mit und um Paul. Paul ist wohl ein glücklicher Mensch. Vieles belastet ihn nicht mehr, vieles entdeckt er neu. Jürg Schubiger gelingt es dabei, sicherlich auch aufgrund seiner beruflichen Erfahrung, dieses niemals peinlich, mitleiderweckend darzustellen. Nein, mit Paul kann sich der Leser freuen und mitgehen.
Sprachlich ist das auf hohem Niveau, nicht übertrieben. Schon beinah nüchtern, aber immer überzeugend. Es ist immer schön, Paul auf seinen Wegen zu folgen. Jürg Schubiger gelingt es, das zu erzählen. Aber gleichzeitig stellt sich dem Leser doch die Frage, ob ein Leben ohne den „Ballast“ Erinnerung dennoch lebenswert sein kann. Brauchen wir nicht auch die Erinnerung als Teil unseres Lebens, unseres Daseins?
Da schwächelt dann der Roman auch etwas. Eine Antwort habe ich nicht gefunden. Ja, würde man sagen, bezöge sich der Verlust nur auf die negativen Erinnerungen. Andererseits brauchen wir diese aber auch, um nicht dieselben Erfahrungen im negativen zu wiederholen. Machen wir es dennoch, dürfte darin das Scheitern liegen.
Jürg Schubiger enthält sich dieser Antwort, was bleibt ist ein wunderbarer, luftiger Roman über die positive Kraft des Vergessens.