Sonntag, 8. Mai 2011

Juli Zeh, Adler und Engel; beklemmend und genial

Die Geschichte von Max, Jessie, Clara und vielen anderen Personen, eine Geschichte voller Kokain, Zweifeln und Verzweifeln, alldas findet der Leser in Juli Zehs Erstlingsroman. Max, der aufstrebende, hochbegabte Jurist wird völlig aus der Bahn geworfen als seine alte, unerreichte Liebe Jessie während eines  Telefongesprächs mit ihm Selbstmord begeht. Aber ist es wirklich ein Selbstmord? In seiner Wohnung, koksend liegend, wendet er sich an die Radiomoderatorin Clara und versucht per DAT-Rekorder ihr sein Leben zu erzählen. Bald schon kehrt er mit ihr zurück an eine Stätte seines Lebens, Wien, auf der Suche nach Wahrheit, Vergangenheit. Wien, diese alte, morbide Stadt in einem Sonner mit extremer Hitze wird dann der Schauplatz bitterer Wahrheiten und neuer Erkenntnisse. So die Erkenntnis, daß der Mensch häufig eine Marionette an den Fäden anderer Menschen ist. Was ist Realität und wenn eine Realität da ist, ist es wirklich die Realität, für die man sie hält? Auch Max muß schmerzhaft feststellen, daß manches nicht so ist, wie er es vermutete und haben wollte. Und so fügen sich schlußendlich die Fäden zusammen, auch wenn sie Max nicht passen. 
Juli Zeh ist mit Adler und Engel in der Tat ein beeindruckender Roman gelungen. Die Welt der Juristen, ist Zeh ja nicht unbekannt, sie ist Juristin, zeigt sich auch hier einmal korrupt und ambivalent. Zeh bewegt sich darin scheinbar mühelos. Die Sprache kommt auf den Punkt, kurz, lakonisch und brutal da, wo sie es sein muß. Bei der Betrachtung der Charaktere schwankt der Leser zwischen Mitleid, Ekel und auch einer gewissen Faszination. Ja, kaputtsein kann auch eine gewisse Faszination auf den Leser ausüben. Ich weiß immer noch nicht, ob nun Max als Person mir sympathisch ist oder nicht. Sein Wunsch mit der Welt abzuschließen, seinen permanenten Drogenrausch zu leben, ist einerseits verständlich nach dem Verlust von Jessie. Andererseits stieß mich der ständige Umgang mit Kokain auch ab. So zieht dann diese Geschichte hin zu einem etwas überraschenden Ende. Ob nun zum Guten, vermag ich nicht zu sagen. Was sicherlich erwähnt werden muß, ist, daß das Buch bis zu diesem Ende an einigen Stellen Längen hat, den Spannungbogen nicht ganz halten kann. Aber das ist auch schon die einzige Kritik, die ich üben habe. Ansonsten ein fulminater Einstandsroman. Nicht mein letztes Buch von Juli Zeh.




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