Sonntag, 28. September 2014

Robert Seethaler

Die Entdeckung des Lesejahrs 2014 ist für mich Robert Seethaler.

Zuerst sein Debutroman Die Biene und der Kurt und nun in einer Lesung im DLF sein neues Buch Ein ganzes Leben.
Seethaler liest gekonnt zweimal eine halbe Stunde aus diesem Buch. Ein ganz schmaler Roman über ein karges Leben in den Bergen. Die Sterbeszene am Ende des Romans rührt an. 
Andreas Egger, die Hauptfigur, geht. Geht von dieser Welt, ohne Theatralik, ohne falsches Pathos. Ein Leben geht zuende. Von Seethaler gelesen, verursacht das schon einen Kloß im Hals.
Seethaler hat eine einfache Sprache, aber selten funktioniert das so gut wie hier. Eindrücklich  fesselnd erzählt er das Leben von Andreas Egger. Ein Leben, das wohl häufiger so gelebt wird von erdigen, ehrlichen Menschen. Es muß nicht die große Philosophie sein, die uns versucht einen Blick auf das Leben und dem warum zu geben. Nein, Seethaler gelingt das mit Ein ganzes Leben sehr gut.

Im Regal steht noch Der Trafikant; ich freue mich drauf!

Philipp Tingler, Fischtal

Philipp Tinglers Roman Fischtal ist ein Familienroman. Eine Familie voller verrückter, überdrehter und skurriler Protagonisten.
Oma ist tot und Gustav kehrt zurück, um die Erbmasse zu sichten, besser gesagt zu plündern, bevor die restliche Verwandtschaft ankommt. Eine Reise in das Haus Fischtal mit seinen Gerüchen, seinen Ausblick in einen jetzt leicht heruntergekommenen Garten, abgetrennt durch schwere, alte Vorhänge.
Und das wird schnell zu einer Reise in die Vergangenheit. In eine Vergangenheit der Jugend  und der Entdeckungen, Erinnerungen. Eine Vergangenheit der Menschen, die Gustav begleiteten. Und immer in eine Vergangenheit der großbürgerlichen Gesellschaft, die schon lange nicht mehr existiert.
Und über allem schwebt die verstorbene Großmutter mit allen ihren Marotten und Allüren. Sehr zum Amusement des Lesers; keine verlorene Zeit, sondern ein schönes, gelungenes Stück Literatur!