Donnerstag, 21. April 2011

Zach/Bauer; Morbus Dei

Bastian Zach/Matthias Bauers Roman, Morbus Dei: Die Ankunft ist schwer einzuordnen. Es ist nicht historischer Roman, kein Roman aus dem Genre Horror und auch kein Thriller im herkömmlichen Sinne. Was er aber auf jeden Fall ist: er ist spannend. Aber der Reihe nach. 1703 kommt der Soldat Johann List, desertiert und schwerverletzt in ein namenloses Dorf in Tirol. Der kälteste und härteste Winter seit langem setzte den Bewohnern zu. Johann wird von barmherzigen Menschen aufgekommen und von einem alten Mann, Martin Karrer und seiner Enkeltochter Elisabeth gesund gepflegt. Beherrscht wird er Haushalt von dem despotischen Vater Elisabeths Jakob Karrer. Sie leidet unter ihm, der Mann führt ein strenges Regiment in seinem Haus. Dorthin gelangt Johann, vor der Tür zusammengebrochen in einem grausamen Winter. Der Großvater pflegt ihn und bald verdingt sich Johann als Knecht im Hause von Jakob Karrer. Doch auch schnell merkt, daß in diesem einsamen Tal etwas seltsames, unheimliches vor sich geht. Eine bedrückte Stimmung liegt über dem Tal. Tiere verschwinden und die Menschen tuscheln über die Ausgestoßenen und dem Flucht der das Dorf bedroht. Die Situation eskaliert, als ein versprengter Trupp bayerischer Soldaten in das Dorf kommt. Und bald beginnt eine verheerende Auseinandersetzung, die sich schon lange angedeutet hatte und von der der Leser schnell ahnt, daß es Gewinner nicht geben wird.
Zach/Bauers Buch ist nicht nur eine reißerische Geschichte über urmenschliche und uralte Ängste gegenüber den, so werden sie hier genannt, Ausgestoßenen. Dabei bleibt etwas im Dunkeln, was diese Ausgestoßenen denn nun sind, für die Geschichte ist dieses auch nicht so wichtig.
Zach/Bauers Buch ist auch eine Geschichte von Schuld und Sühne. Dergestalt, daß die Aktion von Menschen auch immer, irgendwo, eine Reaktion hervorruft. Eine Geschichte von Glaube und Unglaube in einer Zeit, auch das klingt an, die durch Kriege bestimmt war und durchaus auch als düster bezeichnet werden kann. Und auch eine Geschichte, die eingebettet ist in die Berglandschaft Tirols, dort führen die Menschen ein karges Leben. Ein Leben, das auch bestimmt ist durch die Natur und den Wechsel der Jahreszeiten. Der Winter als düstere Jahreszeit trägt dazu bei, daß die Geschichte auch bedrohlich und eindrucksvoll dem Leser gegenüber vorkommt. Sie erzeugt eine atemlose Spannung. Der Roman läßt den Leser nicht mehr los, er will irgendwann wissen, welches schreckliche Geheimnis dieses Tal und seine Bewohner birgt. Es gelingt dem Autorenduo diese Spannung aufzubauen und bis zum Ende durchzuhalten. Aber man täte dem Buch Unrecht, wenn es auf diese Spannung reduziert werden würde. Nein, es ist auch ein Buch über die Frage von Verantwortung für ein Handeln. Ein Buch über die Frage über Schuld und Sühne; gut eingebettet in eine historische Rahmenhandlung. Wer einen historischen Roman im klassischen Sinne sucht ist hier falsch. Der Leser, der eine rasante, mystische Geschichte lesen möchte, kommt völlig auf seine Kosten!

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