Donnerstag, 21. April 2011

Sabine Gruber, Aushäusige

Der Haymon Verlag hat dieses Buch von Sabine Gruber, welches 1996 zuerst erschien, dankenswerterweise neu veröffentlicht.
Man könnte meinen, daß ein Buch, daß nun schon eine 15 jährige Geschichte hinter sich hat, nicht unbedingt mehr in die jetzige Zeit paßt. Klassiker sind halt selten und ein Verlag läuft sicherlich Gefahr, einen Ladenhüter zu produzieren.
Diese Gefahr besteht nicht. Sabine Gruber hat mit Aushäusige ein schon fast zeitloses Buch geschrieben.
Rita ist ihrer großen Liebe Ennio nach Venedig gefolgt. Wer träumt nicht davon,  frisch verliebt in Venedig, dieser geheimnisvollen und zugleich traumhaften Stadt mit ihren Farben, mit ihrem Licht und ihrer Atmosphäre zu leben. Ein Leben wie im Traum und vor allem glücklich. Aber Verliebtheit und Glück sind allzu flüchtige Zustände und Rita merkt, daß Ennio, der Fischer, Schatten und dunkle Seiten hat. Die anfängliche Euphorie und mit ihr die Liebe vergeht. Rita geht zurück, ja sie flieht regelrecht, nach Wien, dort fängt sie ihre Familie auf.
Eigentlich eine alltägliche, fast schon banale Geschichte von Liebe und deren Zerfall. Und doch gelingt es Sabine Gruber daraus ein anrührendes, nachdenkliches Buch zu machen. Eine treffende Sprache mit stimmigen Bildern zeichnet dieses Buch aus. So zB, wenn Sabine Gruber den Beruf von Ennio, Fischhändler, dazu benutzt, mit dem Bild des goldenen Fisches, der ins Netz geht, aber sich dann nach und nach in ein schleimiges Monster verwandelt darzustellen, wie sehr sich der Mensch immer nur ein Bild macht. Ein Bild von einem anderen Menschen, von der Situation in der er leben will. Es bleibt nun einmal vieles an der Oberfläche, Tiefe im Leben und im Leben mit anderen ist immer schwer zu erreichen. Genau das passiert Rita im Zusammenleben mit Ennio. Dazu kommt auch ein stückweit, daß Rita in Venedig eine Zugereiste, Fremde ist. Sie ist nicht angekommen. Vielleicht ist sie angekommen in einem Traum, der aber den harten Alltäglichkeiten schnell gewichen ist. Dieses alles stellt Sabine Gruber dar in einer gekonnten, schon fast schonungslosen Sprache. Eine Sprache, die nichts beschönigt und auch nicht verletzend ist, die der Situation angemessen ist.
Lediglich die ab und an etwas abrupten Szenenwechsel trüben ein wenig das Lesevergnügen dieses ansonsten beeindruckenden Buches.

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