Montag, 7. April 2014

Die Kraft des Vergessens-Jürg Schubiger, Nicht schwindelfrei


Wieder ein wundervolles Buch aus dem Haymon Verlag. Ein kleines, nicht aufdringliches Werk des Schweizer Schriftstellers Jürg Schubiger.  Ich mag sie, diese Schweizer Schriftsteller mit ihrer feinen Art etwas zu erzählen und darzustellen. Max Frisch, Martin Suter und auch Markus Werner, mit seinen auf den Punkt geschriebenen Romanen.
Und Jürg Schubiger ist eine Entdeckung!
Dank dem Haymon Verlag und hier die Rezension:

Ein ganzer schmaler, dünner Roman ist das. Eigentlich schnell gelesen. Eine klare Sprache beherrscht die Geschichte um Paul. Paul wird/ist vergesslich geworden. Aber anscheinend macht ihm das nichts aus. Er geht weiterhin seinen Weg. Nur dieser scheint ein anderer geworden zu sein. Nichts ist mehr wie früher. Er wird anders behandelt, er handelt anders. Und, was ganz besonders wichtig erscheint, Paul lebt immer noch gerne! Nur halt anders! Eine schöne Geschichte ist das! Nicht eine weinerliche, gefühlschwangere, sondern eine beinah schon alltägliche. Paul schaut sich das an,, schaut sich jenes, denkt sich seinen Teil. Aber, so empfand ich es, lächelnd und gelassen bis fröhlich.
Jürg Schubiger sei dank, dass er das so erzählt hat. Wohl überlegt in Worte gefasst beschreibt er die Situation mit und um Paul. Paul ist wohl ein glücklicher Mensch. Vieles belastet ihn nicht mehr, vieles entdeckt er neu. Jürg Schubiger gelingt es dabei, sicherlich auch aufgrund seiner beruflichen Erfahrung, dieses niemals peinlich, mitleiderweckend darzustellen. Nein, mit Paul kann sich der Leser freuen und mitgehen.
Sprachlich ist das auf hohem Niveau, nicht übertrieben. Schon beinah nüchtern, aber immer überzeugend. Es ist immer schön, Paul auf seinen Wegen zu folgen. Jürg Schubiger gelingt es, das zu erzählen. Aber gleichzeitig stellt sich dem Leser doch die Frage, ob ein Leben ohne den „Ballast“ Erinnerung dennoch lebenswert sein kann. Brauchen wir nicht auch die Erinnerung als Teil unseres Lebens, unseres Daseins?
Da schwächelt dann der Roman auch etwas. Eine Antwort habe ich nicht gefunden. Ja, würde man sagen, bezöge sich der Verlust nur auf die negativen Erinnerungen. Andererseits brauchen wir diese aber auch, um nicht dieselben Erfahrungen im negativen zu wiederholen. Machen wir es dennoch, dürfte darin das Scheitern liegen.
Jürg Schubiger enthält sich dieser Antwort, was bleibt ist ein wunderbarer, luftiger Roman über die positive Kraft des Vergessens.

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