Donnerstag, 21. April 2011

Bestseller-nicht immer gelungen

Ildefonso Falcones Buch „Die Pfeiler des Glaubens“ ist ein sehr ambitioniertes Werk. Versucht es doch, als historischer Roman, etwas was seit Jahrhunderten geschieht und heute besonders aktuell ist, zu erklären, nämlich den Konflikt zwischen dem muslimischen Glauben und dem Christentum. Südspanien, Al-Andalus Mitte des 16. Jahrhunderts bis Anfang des 17. Jahrhunderts, ist Schauplatz der Geschichte. Gleichzeitig ist es auch die Geschichte des Morisken Hernando, alias Ibn Hamid. Morisken sind zwangsgetaufte Mauren, die in den Landstrichen Südspaniens lebten. Hernandos Leben kann der Leser verfolgen von dem Aufstand von Alpujarras, der zu einer Deportation der Morisken von Granada in andere Königreiche Spaniens führte, bis hin zu seinem Leben am Ende  eines anstrengenden, verwickelten Weges. Hernando ist davon beseelt, eine Verständigung zwischen Moslems und Christen zu bewirken. Sein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet. Immer lebt er im Zwiespalt der Religionen und auch der Tatsache, das die Religionen einen gemeinsamen Ursprung haben. Und immer wieder scheitert er aber auch an den Gegebenheiten. Der Machtstrukturen der Zeit, den Grausamkeiten der Herrschenden, denen es eigentlich auch nur um die Erhaltung der Macht geht.
Dazwischen baut Falcones auch viele persönliche Dinge ein. Freundschaften, die Hernando eingeht, Liebesbeziehungen zu Frauen. Dabei schwebt aber immer auch der Konflikt der Religionen über diesen Beziehungen. Manchmal wünscht der Leser diesem Mann eigentlich nur Ruhe, Ruhe in seinem Glauben, der ihm aber wiederum auch immer die Kraft gibt, sein Leben an Bruchstellen neu zu beginnen. Nur der Glaube kann wahrscheinlich einem Menschen soviel Kraft und Zuversicht geben. So scheint die Geschichte in sich stimmig und passend zu sein.
Dennoch überzeugt das Buch nicht komplett. Falcones hat sich etwas zu viel vorgenommen. Einmal die Schilderung der Glaubensauseinandersetzungen, die ihre historische Entsprechungen haben, und, damit verbunden, die Lebensgeschichte des Hernando über einen Zeitraum von 44 Jahren. Häufig trägt die Geschichte nicht. Sie schweift ab und verästelt sich. Ab und an kann der Leser den Eindruck gewinnen, Falcones kommt in ein nicht begrenztes Erzählen. Nun, daß kann er, er hat schon die erzählerische Kapazität, ist aber der Geschichte nicht immer förderlich. Viele Dinge wiederholen sich, so z.B. das Bild, daß Hernando immer wieder ganz unten anfangen muß und doch, ich kann es nicht anders formulieren, irgendwie wieder gerettet wird. Immer wieder hat er Glück und auch Erfolg. Damit entwickelt natürlich Falcones die Geschichte fort, es wirkt dennoch manchmal aufgesetzt.
Historisch muß man jedoch sagen, ist die Geschichte hoch interessant und auch aktuell. Der Leser erfährt, auch dank eines guten  Nachwortes viel über die Zeit des Al-Andalus. Al-Andalus war nicht das Paradebeispiel des Zusammenlebens der Religionen. Auseinandersetzungen gab es schon damals.
Der Leser mag sich ein Bild von dieser Zeit und den Auseinandersetzungen  machen. Die Pfeiler der Macht ist ein Buch, daß dabei aus der Sicht eines Romans sicherlich erste Eindrücke vermittelt. Was es aber auf jeden Fall dem Leser bringt, ist eine interessante Lebensgeschichte eines  Menschen in einer zerrissenen Zeit.

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