Der Roman Lebenskörner ist das Romanerstlingswerk der Südtiroler Autorin Astrid Kofler. Sie schildert darin Geschichte eines Dorfes in Südtirol in der Zeit von 1927 bis 2007. Kurze Kapitel, verschiedene Personen, deren Beziehungen zueinander, kennzeichnen dieses Buch. Ein Geflecht von Personen unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichster politischer Gesinnung finden ihren gemeinsamen Punkt in einem Dorf in Südtirol. Geburt und Tod liegen eng beieinander. Eine Handlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Dennoch wird durch den chronologisch Aufbau die Entwicklung der Menschen, des Dorfes, in dem sie leben und auch der Gesellschaft deutlich. Viele Jahre, z.B. die unmittelbaren Nachkriegsjahre, sind gezeichnet durch Entbehrung und Sorge um das tägliche Überleben. Es sind aber auch Jahre der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Dies wird deutlich durch die Arbeit der Hebamme. Die Geburt als Sinnbild auch des Vertrauens in die Zukunft. Und so schildert Astrid Kofler verschiedene Tage mit verschiedenen Charakteren. Der Leser erhält einen Einblick in das Leben in Südtirol, erfährt Zusammenhänge im Politischen und im Privaten.
Und der Leser folgt auch den Spuren der Personen, praktisch von der Geburt bis zum Tod.
Astrid Kofler teilt dabei ihr Buch in der Form eines Tagebuchs ein. Die einzelnen Kapitel sind dann Tagen gewidmet und den Personen. So aufgebaut, daß der Leser auch Figuren wieder begegnet. Ich weiß nicht, ob es Astrid Kofler so gewollt hat (steht aber zu vermuten), entsteht durch die Einteilung in diese Kapitel der Eindruck von dahin geschriebenen, kurzen, ab und an längeren, Episoden. Eben halt Körner. Lebenskörner. Aus diesen Lebenskörnern entsteht in realiter ein Brot, ein Kuchen. Viele kleine Einzelstücke ergeben ein Ganzes, haben die Anlage für ein großes Ganzes in sich. Und so entsteht aus den einzelnen Kapiteln in der Gesamtschau ein Buch, das einen 80 jährigen Bogen schlägt. Einen Bogen von einem Anfang bis an ein Ende, auch das Ende der Menschen, die in dem Buch betrachtet werden.
Sprachlich hatte ich den Eindruck, daß an einigen, wenigen Stellen, so z.B. durch Wiederholungen, etwas ungenau formuliert wurde und es somit dem Leser an diesen Stellen unnütz schwergemacht wurde. Vielleicht hat aber auch nur der Lektor nicht genau hingeschaut, auf das ganze Buch bezogen, ist es auf keinen Fall störend.
So erhält der Leser ein, im positiven Sinne, starkes Buch. Ein mutiges Buch, denn es begibt sich auf die Reise durch 80 Jahre und hält die Richtung bei.
Astrid Kofler gelingt es, den Leser zu fesseln und mitzunehmen. Mitzunehmen auf die Geschichte der kleinen Menschen in den Umbrüchen ihrer Leben. Der Leser findet gewiß Parallelen!
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