Dienstag, 22. Dezember 2009

Georges Simenon; Die Phantome des Hutmachers; fast ein Kammerspiel

Es gibt immer mal wieder Bücher, die sich mir erst im zweiten lesen erschließen. Simenon ist sicherlich einer der am meisten unterschätzten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Immer wieder habe ich in den letzten Jahren zu seinen Maigret Romanen gegriffen. Und dieses Mal die Phantome. Eine Geschichte eines Serienmörders in La Rochelle. Kein Maigret Roman, dennoch ein sehr gelungener Roman. Eine Geschichte auch zweier verschiedener Charaktere, der französische Hutmacher, überheblich, arrogant und von sich der Meinung, er sei unantastbar und seine Mordserie sei nicht aufzuklären. Dagegen der arabische Schneider, der Zugereiste, im Cafe am Katzentisch alleine sitzend, der aber das blutige Geheimnis kennt. Eine Auseinandersetzung zweier Männer also, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Schritte der beiden Männer durch die abendlichen Gassen La Rochelles werden greifbar, der Nebel in den Gedanken des Lesers sichtbar. Selten habe ich ein Buch gelesen, daß derartig in der Lage ist, Stimmungen und Atmosphären zu transportieren. Und dazu kommt noch eine genaue Schilderung der Charaktere. Treffend und passend ist sie. Es zeigt sich, daß Simenon mehr ist, als der Verfasser der Maigret Romane. Ein Schriftsteller, der absolut in der Lage ist, ein psychologisch dichtes Werk zu schaffen. Nicht verkitscht und am Ende ohne den moralischen Zeigefinger, kein glückliches Ende. Der Täter wird zwar enttarnt, aber Hochgefühl kommt beim Leser nicht auf. Zu düster und und traurig kommt das Ende daher. Mitleid mit dem Täter? Nein, zu weinerlich und selbstgereht ist dieser! Kein fragwürdiger Held, sondern ein fieser, feiger Kleinbürger, der am Ende über sich selbst stürzt, und das zu recht. Für mich sind Die Phantome des Hutmachers ein Meisterwerk!

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