Ja, eigentlich hat man das alles in den vergangenen Jahren/Jahrzehnten bewußt mit erlebt. Zwar ist "68" nicht auf der Straße erlebt worden, dennoch war man in einem Alter, wo das eine oder andere schon einmal im Gedächtnis hängen blieb. Die weitere Geschichte, ab Mitte/Ende der Siebziger Jahre, ist dann sehr präsent, die Abläufe sind abrufbar. Anfang der Achtziger Jahre erinnert man sich dann an Polizeikontrollen der martialischen Art. Rasterfahndung, Friedensbewegung, Großdemo in Bonn im Hofgarten und auch die Anfänge der "Grünen". Damit verbunden ist eng die Geschichte der RAF, der Roten-Armee-Fraktion. Und diese Geschichte arbeitet der Journalist Willi Winkler in seinem Buch Die Geschichte der RAF auf. Es ist eine Geschichte verbunden mit Name, wie Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und natürlich Andreas Baader. Es ist auch eine Geschichte der Fragen, nämlich zB der, ob von heute betrachtet, die RAF eine ideologische Behandlung erfahren mußte, oder ob man sie als profane Verbrecher hätte behandeln sollen. Auch zeigt das Buch eindrücklich, wie falsch die Begriffe gehandhabt wurden. So zB, wenn die Bewegung 2. Juni mit der RAF gleichgesetzt wurde. Auch interessant die Werdegänge der Protagonisten, als bestes Beispiel sei hier Otto Schily genannt. Vergleicht man seine damaligen Äußerungen, im Prozeß in Stammheim, mit seiner Politik als Innenminister, so stellt man verblüffendes fest. Und so gelingt Willi Winkler ein eindrucksvolles Buch. Manches erscheint klarer, vieles verblüfft. Doch eines wird überdeutlich, der Irrweg einer Gruppe Menschen, die meinten dem Staat der Krieg erklären zu müssen. Und ihr Scheitern. Nur bleibt eine Frage offen, woher kam diese Verblendung, dieser Hass und die Konsequenz im Scheitern. Winkler versucht eine Antwort, die von den Mitgliedern selbst stammt. Sie alle gaben an, auch im Kampf gegen den Faschismus zu sein. Das kann so stehenbleiben, vollständig überzeugt es nicht.
Alles in allem lohnt die Lektüre über ein dunkles Kapitel bundesrepublikanischer Geschichte, wobei ich den Eindruck habe, das noch vieles aufzuarbeiten ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.