Samstag, 25. März 2017

Peter O. Chotjewitz; Der dreißigjährige Friede

Peter O. Chotjewitz, 2010 verstorben, war wohl ein Schriftsteller mit einem, auch in der Menge, beachtlichen Werk. Insbesondere war er ein genauer und kritischer Beobachter der bundesrepublikanischen Wirklichkeit nach 1945. Also der Zeit, die in der Tat, betrachtet man die nähere Nachkriegszeit, ab und an verklärt dargestellt wird. Chotjewitz war dabei nicht nur Betrachter, Begleiter sondern, aufgrund seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt auch Protagonist. Dieses besonders in den 68er Tagen und danach. Darüberhinaus war er gewerkschaftlich engagiert.
"Der dreißigjährige Frieden" ist dann auch eines der Bücher, die ihren politischen Hintergrund, ihre politischen Motivationen auch kaum verleugnen. Diese Bücher verlieren dadurch natürlich eigentlich ihre Strahlkraft, andererseits sind sie historisch schon irgendwo interessant.
Die Geschichte Jürgen Schütrumpfs, geb. 1945, wird erzählt. Ca. bis 1976. Eine Jugend im Nachkriegsdeutschhland. Schulische Ausbildung, ja nicht zu viel, der väterliche Betrieb ruft. So richtig will er das nicht! Aber er  muss, immer wieder Ausbruchsversuche. Erste Annäherungen an Frauen, das im verklemmten Deutschland der 50/60er Jahre! Entsprechend sind die Erfolge. Dann eine gewisse Radikalisierung durch die Arbeit und das Kennenlernen einer italienischen, genauer sardischen Frau. Ein ganz anderes Leben trifft ihn, aber letztendlich auch hier Scheitern. Eindrücklich geschildert wird das Siechtum des Vaters, schwerer Alkoholiker, dagegen steht die Mutter, die aufblüht ein neues Leben anfängt.
All das eingeteilt auch in kurzen Kapitel, dadurch sehr gut lesbar, schildert Deutschland im kleinen. Aber daraus den Schluß auf das große ganze zu ziehen? Schwierig, aber da ist der Mief, die Kleingeistigkeit dieses Deutschlands. Vorzüglich dargestellt. Peter O. Chotjewitz ist, trotz aller Mängel, die seine Bücher auch haben, zB die sehr zeitgebundene Sprache, ein hervorragender Chronist  in Deutschland nach 1945. Ich bin beinahe geneigt zu sagen, er fehlt.

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