Peter O. Chotjewitz, so scheint es mir, ist ein Schriftsteller, der sich immer treu geblieben ist. Ein strammer Linker, seine Kritik immer am Nerv der BRD nach 1945. Das macht ihn so lesenswert, seine Unbeugsamkeit, sein Engagement.
Saumlos ist nun ein Roman der Mitte der 70er Jahre in der Provinz spielt. Ein Dorf, in dem nun wieder die Generation '33 bis '45 lebt. Wirklich? Die gesamte Generation? Schnell wird dem Erzähler klar: nein! Das Dorf hat zwischen '33 und '45 seine jüdischen Einwohner verloren. Genau beschreibt Chotjewitz anhand der Dorfchronik, wie das Dorf sich veränderte. Um die Jahrhundertwende und weiter waren die jüdischen Menschen Teil der Dorfgemeinschaft, Unterschiede waren nicht erkennbar. Umso mehr dann die Veränderung ab '33. Rasend schnell verlieren die Juden ihren Halt. Erschreckend, auch wenn man es vielleicht häufig schon gelesen hat, die Gleichgültigkeit und Anteillosigkeit der nichtjüdischen Dorfbewohner. Und immer wieder die Relativierung, was sollte man denn tun. Mitte der 70er Jahre war das Buch sicherlich hoch aktuell und politisch. Heute ab und an etwas antiquiert in der Sprache, aber in seiner Aussage heute noch eminent wichtig. Erinnern und nicht vergessen, an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte! So lange ist es noch nicht her. Peter O. Chotjewitz hat das in seinem schriftstellerischen Werk häufig getan. Und auch deshalb sollte sein Werk nicht in Vergessenheit geraten!
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