Donnerstag, 25. August 2011
Max Frisch -- Der Mensch erscheint im Holozän
Eine aufregende, wiederholte Lektüre. Demnächst mehr über ein Buch in dessen 140 Seiten anscheinend mehr steckt, als in manchem dicken Wälzer!
Samstag, 20. August 2011
Commissario Laurenti--Veit Heinichen, Die Toten vom Karst
Bislang kannte ich Commissario Laurenti nur als Film mit dem hervorragenden Henry Hübchen in der Rolle des Commissarios. Die Filmserie ist natürlich, so muß man fast sagen, der Quote zum Opfer gefallen. Nun fiel mir durch Zufall ein Krimi aus der Serie in in die Hände. Kein Fehlgriff. Veit Heinichens Buch ist empfehlenswert.
In Triest wird eine Famlie in die Luft gesprengt. Es scheint zunächst so, als ob ein Motiv nicht zu finden sei. Laurenti, stark gebeutelt, denn seine Frau hat ihn auf Zeit (?) im Stich gelassen, stapft mißmutig durch den Triester Winter, dazu kommt noch der fiese Bora, der den Trientiner zu setzt. Irgendwie scheint sich alles gegen Laurenti verschworen zu haben. So sehr, daß er sogar wieder mit dem rauchen beginnt. Herrlich sind diese kleinen Szenen, die zeigen, wie "verzweifelt" ein italienischer Mann sein kann, wenn die geliebte Ehefrau weg ist. Heinichen zeigt das alles mit Ironie und Distanz und schafft es damit, einen Krimi zu verfassen, der eigentlich mehr ist. Er ist auch ein bisschen Spiegelbild der italienischen Realität. Darin eingebettet ein Commissario, der den angenehmen Dingen des Lebens, dem Essen, dem Trinken und natürlich auch den Frauen sehr zugetan ist. Betrachtet man jedoch seine Assistentin, so sieht aber auch, daß die Frauen gut dagegen halten können und durchaus den "Macho" im Griff haben. Alles überzeugend gezeichnet und stilistisch gelungen; nicht der letzte Laurenti für mich!
In Triest wird eine Famlie in die Luft gesprengt. Es scheint zunächst so, als ob ein Motiv nicht zu finden sei. Laurenti, stark gebeutelt, denn seine Frau hat ihn auf Zeit (?) im Stich gelassen, stapft mißmutig durch den Triester Winter, dazu kommt noch der fiese Bora, der den Trientiner zu setzt. Irgendwie scheint sich alles gegen Laurenti verschworen zu haben. So sehr, daß er sogar wieder mit dem rauchen beginnt. Herrlich sind diese kleinen Szenen, die zeigen, wie "verzweifelt" ein italienischer Mann sein kann, wenn die geliebte Ehefrau weg ist. Heinichen zeigt das alles mit Ironie und Distanz und schafft es damit, einen Krimi zu verfassen, der eigentlich mehr ist. Er ist auch ein bisschen Spiegelbild der italienischen Realität. Darin eingebettet ein Commissario, der den angenehmen Dingen des Lebens, dem Essen, dem Trinken und natürlich auch den Frauen sehr zugetan ist. Betrachtet man jedoch seine Assistentin, so sieht aber auch, daß die Frauen gut dagegen halten können und durchaus den "Macho" im Griff haben. Alles überzeugend gezeichnet und stilistisch gelungen; nicht der letzte Laurenti für mich!
Donnerstag, 11. August 2011
Ulrich Wickert, Die Wüstenkönigin---Friedrich Ani---Die Tat
Zwei Krimis von deutschsprachigen Autoren, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Ulrich Wickerts, Die Wüstenkönigin handelt von dem französischen Untersuchungsrichter Jacques Ricou, der öfter schon Held der Wickertschen Krimis war. Nationale französische und internationale Verwicklungen sind Gegenstand dieses Krimis. Alle Versatzstücke der französischen Kultur hat der frankophile Wickert verarbeitet. Gutes Essen, die Restaurants und Bistros von Paris tauchen auf, die Empfänge und das bourgeoise Leben ganz allgemein. Seltsam platt wirkt das alles auf mich, blutleer. Die Figur des Untersuchungsrichters Ricou überzeugt nicht. Zu schematisch, mit nur positiven Akzenten besetzt, agiert sie gegen schier übermächtige Gegner. Dabei wird natürlich nicht der Genuß vergessen. Nein, mich hat diese Konstruktion nicht überzeugt.
Anders dagegen Friedrich Ani, Die Tat. Ani beschreibt in diesem Krimi tagtägliche Polizeiarbeit. Gesucht wird eine dreifach Mörder. Die Münchener Polizei scheut sich, den Begriff Serientäter zu verwenden, da zwischen den einzelnen Morden so recht keine Gemeinsamkeiten zu finden sind. Und so bedient sich das zuständige Kommissariat der Hilfe des ursprünglichen Leiters Vogel, der erblindet ist nach einem Dienstunfall. Sein Sohn ist nun auch in der Mordkommission tätig und so bezieht der Krimi auch durch die persönlichen Verflechtungen seine Brisanz. Keine strahlenden Helden, gestriegelte Überflieger sind hier an der Arbeit, sondern zweifelnde Polizisten, immer schwankend zwischen Erfolg und dem Gefühl, von allen Beteiligten angelogen zu werden. Die Spannung, für einen Krimi absolut erforderlich, ist da. Gut, gegen Ende flacht die Kurve etwas ab, dennoch verliert Ani nicht seine Linie. So zeigt Ani auf knapp 190 Seiten, daß Krimi auch anders geht. Es kommt nicht so sehr auf besonders perfide Morde an, nein, es reicht schon aus, in die dunklen Tiefen der bürgerlichen Seele einzudringen.
Ulrich Wickerts, Die Wüstenkönigin handelt von dem französischen Untersuchungsrichter Jacques Ricou, der öfter schon Held der Wickertschen Krimis war. Nationale französische und internationale Verwicklungen sind Gegenstand dieses Krimis. Alle Versatzstücke der französischen Kultur hat der frankophile Wickert verarbeitet. Gutes Essen, die Restaurants und Bistros von Paris tauchen auf, die Empfänge und das bourgeoise Leben ganz allgemein. Seltsam platt wirkt das alles auf mich, blutleer. Die Figur des Untersuchungsrichters Ricou überzeugt nicht. Zu schematisch, mit nur positiven Akzenten besetzt, agiert sie gegen schier übermächtige Gegner. Dabei wird natürlich nicht der Genuß vergessen. Nein, mich hat diese Konstruktion nicht überzeugt.
Anders dagegen Friedrich Ani, Die Tat. Ani beschreibt in diesem Krimi tagtägliche Polizeiarbeit. Gesucht wird eine dreifach Mörder. Die Münchener Polizei scheut sich, den Begriff Serientäter zu verwenden, da zwischen den einzelnen Morden so recht keine Gemeinsamkeiten zu finden sind. Und so bedient sich das zuständige Kommissariat der Hilfe des ursprünglichen Leiters Vogel, der erblindet ist nach einem Dienstunfall. Sein Sohn ist nun auch in der Mordkommission tätig und so bezieht der Krimi auch durch die persönlichen Verflechtungen seine Brisanz. Keine strahlenden Helden, gestriegelte Überflieger sind hier an der Arbeit, sondern zweifelnde Polizisten, immer schwankend zwischen Erfolg und dem Gefühl, von allen Beteiligten angelogen zu werden. Die Spannung, für einen Krimi absolut erforderlich, ist da. Gut, gegen Ende flacht die Kurve etwas ab, dennoch verliert Ani nicht seine Linie. So zeigt Ani auf knapp 190 Seiten, daß Krimi auch anders geht. Es kommt nicht so sehr auf besonders perfide Morde an, nein, es reicht schon aus, in die dunklen Tiefen der bürgerlichen Seele einzudringen.
Sonntag, 7. August 2011
Willy Josefsson---Denn ihrer ist das Himmelreich
Zwischendurch immer mal ein Krimi, steht doch die Bücherwand voll davon. Willy Josefssons, Denn ihrer ist das Himmelreich wird auf dem Cover mit den Romanen von Sjöwall/Wahlöö verglichen. Ein ziemlich gewagter Vergleich. Die Geschichte um die Pfarrerin Eva Ström, die in ihrer Pfarrei einen Fall von Kindesmißbrauch vermutet, ist doch meilenweit von der Qualität der Sjöwall/Wahlööschen Romanen entfernt. Die Geschichte ist recht simpel angelegt und die Hauptperson, o. g. Pfarrerin, kommt auch nicht sehr glaubwürdig beim Leser an. Nein, sogar eine gewisse Naivität muß man ihr unterstellen. Die Zweifel, die ihr angeblich immer wieder kommen, sind schon realitätsfremd, besonders in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der Polizei. Einzig das Ende, recht überraschend, versöhnt etwas mit dem sonst doch schwachen Krimi!
Samstag, 6. August 2011
Max Broll is back
Der geneigte Leser wird festgestellt haben, daß auf diesem blog immer wieder Bücher des österreichischen Haymon Verlags auftauchen. Seit einiger Zeit bekomme ich, zur Zeit der Neuerscheinungen, einige Bücher des Verlags zur Rezension. Darüber freue ich mich immer wieder, denn die Bücher, die dort erscheinen, haben eine hohe Qualität. Es bereitet schon ein gewisses Vergnügen, diese Bücher zu lesen. Somit an dieser Stelle einmal vielen Dank dem Verlag!
Die Anmerkungen zum ersten Max Broll Krimi finden sich: hier
Bernhard Aichner hat nach seinem Krimi Debüt, Die Schöne und der Tod, um den Totengräber Max Broll, nun einen weiteren Krimi dem Leser abgeliefert.
Und der Leser begegnet auch hier wieder dem üblichen Personal: Baroni, dem ehemaligen Fußballstar, der Würstelverkäuferin Hanni und natürlich Max Broll.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Tilda, Max Stiefmutter und Polizeibeamtin meldet sich per Handy bei Max und erzählt eine schier unglaubliche Geschichte.
Sie ist entführt worden und sitzt nun in einem Erdloch, kaum mit Sauerstoff versorgt. Lediglich mit einem Handy kann sie Kontakt zur Außenwelt herstellen. Doch wie lange der Akku des Handys reicht, weiß niemand. Die Polizei wird natürlich eingeschaltet, doch reicht das Max nicht aus. Und so beginnt er, mit Johann Baroni an seiner Seite mit eigenen Ermittlungen. Dabei stößt er, zum einen an die Grenzen seiner eigenen Belastbarkeit und zum anderen auf einen Kriminalfall, der lange Jahre zurückliegt und den Tilda bearbeitet hat. Nicht nur bearbeitet, sondern sie hat den Täter für lange Jahre hinter Gitter gebracht. Alles deutet auf diesen Täter hin, hätte es nicht einen gravierenden Fehler: der Mann sitzt im Knast. Und dort kommt man ja bekanntlich so einfach nicht raus. So auch hier. Also stehen alle Ermittler, ob Amateure oder Profis vor demselben Dilemma und die Zeit zur Rettung von Tilda wird immer knapper.
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Bernhard Aichner hat auch mit seinem zweiten Max Broll Krimi ein solides Stück Arbeit abgeliefert. Zwar ist der Aufbau der Geschichte und die Personengestaltung relativ überschaubar, was aber nicht heißen muß, daß die Geschichte nicht trägt. Im Gegenteil von Anfang hat der Roman Spannung. Die Verzweiflung, die immer mehr von Max und Baroni Besitz ergreift, läßt den Leser mitfiebern. Wird es gut ausgehen?
Was auch schon den ersten Krimi von Aichner ausmachte, findet der Leser auch hier wieder. Die Zeichnung der Personen, die hier etwas zurücksteht, aber dennoch wieder überzeugt. Max Broll und der Ex-Fußballprofi Baroni sind schon ein seltsames Team in der Krimilandschaft, aber es paßt einfach. Aichner vermag eine überzeugende Zeichnung der Charaktere abzuliefern. Trotz allen Unglücks, das über Max Broll hereingebrochen ist, ist auch immer eine lakonische bis lustige Grundhaltung vorhanden. Max Broll als eine Art Racheengel, der immer wieder von Baroni auf den Boden zurückgeholt werden muß. Das Leben verläuft halt nicht in den Bahnen, die Max Broll geplant hat. Irgendwo will und muß es auch angenommen werden, was Max Broll auch schmerzhaft erfahren muß. Die Konstruktion der Geschichte ist etwas einfach geraten, was aber den Lesespaß nicht trübt. Wenn Bernhard Aichner nicht die Ideen ausgehen, kann Max Broll durchaus eine Größe in der Krimilandschaft werden.
Die Anmerkungen zum ersten Max Broll Krimi finden sich: hier
Bernhard Aichner hat nach seinem Krimi Debüt, Die Schöne und der Tod, um den Totengräber Max Broll, nun einen weiteren Krimi dem Leser abgeliefert.
Und der Leser begegnet auch hier wieder dem üblichen Personal: Baroni, dem ehemaligen Fußballstar, der Würstelverkäuferin Hanni und natürlich Max Broll.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Tilda, Max Stiefmutter und Polizeibeamtin meldet sich per Handy bei Max und erzählt eine schier unglaubliche Geschichte.
Sie ist entführt worden und sitzt nun in einem Erdloch, kaum mit Sauerstoff versorgt. Lediglich mit einem Handy kann sie Kontakt zur Außenwelt herstellen. Doch wie lange der Akku des Handys reicht, weiß niemand. Die Polizei wird natürlich eingeschaltet, doch reicht das Max nicht aus. Und so beginnt er, mit Johann Baroni an seiner Seite mit eigenen Ermittlungen. Dabei stößt er, zum einen an die Grenzen seiner eigenen Belastbarkeit und zum anderen auf einen Kriminalfall, der lange Jahre zurückliegt und den Tilda bearbeitet hat. Nicht nur bearbeitet, sondern sie hat den Täter für lange Jahre hinter Gitter gebracht. Alles deutet auf diesen Täter hin, hätte es nicht einen gravierenden Fehler: der Mann sitzt im Knast. Und dort kommt man ja bekanntlich so einfach nicht raus. So auch hier. Also stehen alle Ermittler, ob Amateure oder Profis vor demselben Dilemma und die Zeit zur Rettung von Tilda wird immer knapper.
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Bernhard Aichner hat auch mit seinem zweiten Max Broll Krimi ein solides Stück Arbeit abgeliefert. Zwar ist der Aufbau der Geschichte und die Personengestaltung relativ überschaubar, was aber nicht heißen muß, daß die Geschichte nicht trägt. Im Gegenteil von Anfang hat der Roman Spannung. Die Verzweiflung, die immer mehr von Max und Baroni Besitz ergreift, läßt den Leser mitfiebern. Wird es gut ausgehen?
Was auch schon den ersten Krimi von Aichner ausmachte, findet der Leser auch hier wieder. Die Zeichnung der Personen, die hier etwas zurücksteht, aber dennoch wieder überzeugt. Max Broll und der Ex-Fußballprofi Baroni sind schon ein seltsames Team in der Krimilandschaft, aber es paßt einfach. Aichner vermag eine überzeugende Zeichnung der Charaktere abzuliefern. Trotz allen Unglücks, das über Max Broll hereingebrochen ist, ist auch immer eine lakonische bis lustige Grundhaltung vorhanden. Max Broll als eine Art Racheengel, der immer wieder von Baroni auf den Boden zurückgeholt werden muß. Das Leben verläuft halt nicht in den Bahnen, die Max Broll geplant hat. Irgendwo will und muß es auch angenommen werden, was Max Broll auch schmerzhaft erfahren muß. Die Konstruktion der Geschichte ist etwas einfach geraten, was aber den Lesespaß nicht trübt. Wenn Bernhard Aichner nicht die Ideen ausgehen, kann Max Broll durchaus eine Größe in der Krimilandschaft werden.
Mittwoch, 3. August 2011
Samuel Pepys--Tagebücher
Zweitausendeins hat im letzten Jahr die Tagebücher komplett und neu übersetzt als gebundene Ausgabe auf den literarischen Markt gebracht. Nun erscheint endlich im September eine Taschenbuchausgabe zu einem deutlich günstigeren Preis.
Die Bestellung ist schon aufgegeben und die Spannung auf dieses Leseerlebnis steigt.
Infos über Samuel Pepys: http://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Pepys
So, nun sind sie endlich angekommen, die Tagebücher. Seit Juli bestellt, hing nun die Sendung fast zwanzig Tage in den Lägern eines großen, deutschen Logistikunternehmens "rum". Ja, ja just in time.
Und jetzt bin ich auf die Lektüre sehr gespannt!
Pepys 1.0
Die ersten ca. 60 Seiten des ersten Tagebuchs (1660) sind gelesen. Es ist ein kalten Januar in London. Pepys erzählt von seinem Leben in einer unsicheren Zeit, seine lukullischen Erlebnissen und seinen Geldsorgen. Kleine Streitereien mit der Ehefrau sind auch dabei. Wunderbar geschildert! Es macht Spaß Pepys auf seinen Wegen zu folgen!
So, nun sind sie endlich angekommen, die Tagebücher. Seit Juli bestellt, hing nun die Sendung fast zwanzig Tage in den Lägern eines großen, deutschen Logistikunternehmens "rum". Ja, ja just in time.
Und jetzt bin ich auf die Lektüre sehr gespannt!
Pepys 1.0
Die ersten ca. 60 Seiten des ersten Tagebuchs (1660) sind gelesen. Es ist ein kalten Januar in London. Pepys erzählt von seinem Leben in einer unsicheren Zeit, seine lukullischen Erlebnissen und seinen Geldsorgen. Kleine Streitereien mit der Ehefrau sind auch dabei. Wunderbar geschildert! Es macht Spaß Pepys auf seinen Wegen zu folgen!
John Brunner, Morgenwelt zurückgestellt
Unter diesem Label werde ich in, wahrscheinlich, unregelmäßigen Abständen über Lektüren berichten.
John Brunners Morgenwelt liegt zur Zeit auf Eis. Man denkt immer, daß SciFi-Literatur so nebenbei zu lesen ist. Morgenwelt ist das treffende Gegenbeispiel. Ein komplexer Roman von einem der ganz großen Schriftstellern der SciFi-Literatur.
John Brunners Morgenwelt liegt zur Zeit auf Eis. Man denkt immer, daß SciFi-Literatur so nebenbei zu lesen ist. Morgenwelt ist das treffende Gegenbeispiel. Ein komplexer Roman von einem der ganz großen Schriftstellern der SciFi-Literatur.
Arnold Stadler--Komm, gehen wir
Diesen Roman entdeckte ich im modernen Antiquariat, ohne etwas über den Schriftsteller Arnold Stadler zu wissen. Eine gute Anschaffung, wie sich nach der Lektüre herausstellte.
Eine Dreiecksgeschichte zunächst zeitlich angesiedelt im Jahre 1978, dem Jahr der drei Päpste. Roland und Rosemarie, kurz vor ihrer Hochzeit, machen Urlaub in Italien und treffen dort Jim, einen Amerikaner mit italienischen Wurzeln. Eine Dreiecksliebesgeschichte entsteht, wobei sich Roland in Jim verliebt. Diese Beziehung der drei bleibt nicht ohne Folgen. Rosemarie erwartet ein Kind von Jim, der allerdings in die USA zurückkehrt. Roland nimmt das Kind für sich an und lebt fortan in Erinnerungen an Jim. Es wird aus ihm ein Schriftsteller, nach seinem Philosophiestudium. Er schreibt ein Buch mit dem Titel: "Ungewaschene Erinnerung an die Liebe". Seine Geschichte mit Jim. Der Roman endet 10 Jahre später, wenn Roland nach Amerika reist, um Jim wiederzusehen. Das Ende läßt Stadler bewußt offen. Also ein Buch ganz ohne Happy End.
Zunächst hat mich bei der Lektüre die Sprache Arnold Stadlers angestrengt. Der Satzbau unerwartet, viele Abschweifungen. Doch mit zunehmender Lektüre entwickelt sich der Sprachfluß eingänglicher. Die Beschreibungen von Plätze und Orten, von Begebenheiten und den jeweiligen Familien werden plastisch durch den Stadlerschen Stil. Und immer wieder schreibt Stadler Sätze, die mich stutzten ließen. "Ein paar Deutschlandfahnen (es ist 1978) hingen immer noch von der Weltmeisterschaft her, schon fast im Nebel, von den Balkonen herunter. Und Franz Beckenbauer war auch nicht mehr da. Der Mensch konnte sich sehr verlassen vorkommen an Allerseelen."
Die Liebe und der Tod sind häufig Thema in diesem Roman. Stadler ist bewegt von diesen bestimmenden Dinge im menschlichen Dasein. "... bekam der Großvater die letzten Tage vor seinem Tod seinen geliebten Rotwein nicht mehr, um nicht süchtig zu werden und um nicht von der Justiz belangt zu werden, die längst, zusammen mit den Medizinern und den Experten, an die Stelle Gottes getreten war (sie stritten sich nur noch, wer das letzte Wort haben sollte)... So liegen Tragik und Ironie eng beieinander. Was die Liebe angeht, so stellt sich Stadler mehrmals die Frage, was sie denn sei. Eine Antwort, sie taucht häufiger auf: "...dass die Liebe das Warten auf die Liebe ist." Bedenkenswert. Stadler ist kein Freund von vorgefertigten Antworten. Nein, seine Antworten sind Zweifel. Zweifel an vielen Dingen, die als selbstverständlich hingekommen werden. Das hat mich beeindruckt. Komm, gehen wir wird nicht das einzige Buch von ihm bleiben, was ich lese. Einmal auf der Welt. Und dann so steht schon im Regal.
Eine Dreiecksgeschichte zunächst zeitlich angesiedelt im Jahre 1978, dem Jahr der drei Päpste. Roland und Rosemarie, kurz vor ihrer Hochzeit, machen Urlaub in Italien und treffen dort Jim, einen Amerikaner mit italienischen Wurzeln. Eine Dreiecksliebesgeschichte entsteht, wobei sich Roland in Jim verliebt. Diese Beziehung der drei bleibt nicht ohne Folgen. Rosemarie erwartet ein Kind von Jim, der allerdings in die USA zurückkehrt. Roland nimmt das Kind für sich an und lebt fortan in Erinnerungen an Jim. Es wird aus ihm ein Schriftsteller, nach seinem Philosophiestudium. Er schreibt ein Buch mit dem Titel: "Ungewaschene Erinnerung an die Liebe". Seine Geschichte mit Jim. Der Roman endet 10 Jahre später, wenn Roland nach Amerika reist, um Jim wiederzusehen. Das Ende läßt Stadler bewußt offen. Also ein Buch ganz ohne Happy End.
Zunächst hat mich bei der Lektüre die Sprache Arnold Stadlers angestrengt. Der Satzbau unerwartet, viele Abschweifungen. Doch mit zunehmender Lektüre entwickelt sich der Sprachfluß eingänglicher. Die Beschreibungen von Plätze und Orten, von Begebenheiten und den jeweiligen Familien werden plastisch durch den Stadlerschen Stil. Und immer wieder schreibt Stadler Sätze, die mich stutzten ließen. "Ein paar Deutschlandfahnen (es ist 1978) hingen immer noch von der Weltmeisterschaft her, schon fast im Nebel, von den Balkonen herunter. Und Franz Beckenbauer war auch nicht mehr da. Der Mensch konnte sich sehr verlassen vorkommen an Allerseelen."
Die Liebe und der Tod sind häufig Thema in diesem Roman. Stadler ist bewegt von diesen bestimmenden Dinge im menschlichen Dasein. "... bekam der Großvater die letzten Tage vor seinem Tod seinen geliebten Rotwein nicht mehr, um nicht süchtig zu werden und um nicht von der Justiz belangt zu werden, die längst, zusammen mit den Medizinern und den Experten, an die Stelle Gottes getreten war (sie stritten sich nur noch, wer das letzte Wort haben sollte)... So liegen Tragik und Ironie eng beieinander. Was die Liebe angeht, so stellt sich Stadler mehrmals die Frage, was sie denn sei. Eine Antwort, sie taucht häufiger auf: "...dass die Liebe das Warten auf die Liebe ist." Bedenkenswert. Stadler ist kein Freund von vorgefertigten Antworten. Nein, seine Antworten sind Zweifel. Zweifel an vielen Dingen, die als selbstverständlich hingekommen werden. Das hat mich beeindruckt. Komm, gehen wir wird nicht das einzige Buch von ihm bleiben, was ich lese. Einmal auf der Welt. Und dann so steht schon im Regal.
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