Ich mache für mich keinen Hehl daraus, einer der führenden Schriftsteller in Europa in den jetzigen, schwierigen Zeiten. Schon "Karte und Gebiet" war eine einfühlsame Geschichte, die so von diesem misanthropischen Zeitgenossen kaum zu erwarten war.
Wen wunderts dann, dass dann ein paar Jahre später, mitten in die islamistische Krise Europas hinein, sein neuer Roman "Unterwerfung" erscheint. Dieses verbunden mit allen denkbaren Schwierigkeiten, aber auch der zulässigen Frage: Kalkül? Gut, Houllebecq ruderte, zog sich zurück.
Aber wie auch immer: der Roman blieb. Und er wurde ein Bestseller. Umstritten, verteufelt und verflucht.
Man stelle sich vor, Frankreich wird ein islamischer Staat. Langsam, stetig verändert sich die Gesellschaft, verändern sich die Einzelnen. Mittendrin der Unidozent François. Weiberheld, irgendwie, ausgewiesener Huysmans Experte seine Bücher spielen dann auch im Roman eine wichtige Rolle, wird bei guter Bezahlung entlassen. Genießt seine Freiheit, ist nicht sonderlich politisch. Betrachtet zunächst skeptisch die gesellschaftliche Entwicklung. Kommt zunächst nicht damit klar, dass seine Freundin nach Israel geht. Aus und vorbei, keinen Sex mehr. Aber zunehmend arrangiert er sich mit der Situation. Kehrt zurück in den Unibetrieb und, ja, der Islam erlaubt ja unproblematisch mehrere Frauen.....
Ist das eigentlich das Skandalbuch? Muss man sich darüber, vielleicht reflexartig, aufregen?
Nein, dieses Buch ist konsequent. Es zeigt nicht die Stärken des Islams, sondern die Schwächen der westlichen Gesellschaften. Es entlarvt. Die Dekadenz des Westen kann nun nicht mehr auf die clevere, smarte Übernahme des Ben Abbes, dem politischen Anführer, reagieren. Links\rechts funktioniert nicht mehr. Die politischen Strukturen gehen einfach so dahin. Und darin liegt die Stärke dieses Romans, aus meiner Sicht prügelt er nicht auf den Islam ein, sondern zeigt die Schwächen unserer satten, um sich selbstdrehenden Gesellschaften.
Was bleibt? Es bleibt Michel Houllebecq, der Literat, wenn er schreibt:"..., Lesen sei das Letzte, was den Menschen in ihrer Hoffnungslosigkeit blieb". (S.36
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