Um diesen Schriftsteller einmal persönlich zu erleben, müßte ich nicht weit fahren.
Die A 40 in Richtung Dortmund, Abfahrt Bochum-Stahlhausen. Der Ausbau der A 40 ist weit vorgeschritten, aber immer noch müßte es rechts gehen. Der Straße folgen, linker Hand dann die Bochumer Jahrhunderthalle. An dieser Kreuzung, es geht nur nach rechts oder links, gegenüber ein Gebäude von Thyssen/Krupp (falls es heute noch dort ist). Dann nach links auf die Alleestr.. Nach ca. 400 m auf der rechten Seite eine Disco, vor Jahren hieß sie "Sobieski", wer weiß ob es heute noch so ist. Davor befand sich, und wir sind dann in den 80er Jahren, "Decoder". Es nannte sich Tonstudio und verkaufte gehobene HiFi Komponenten. Dort kaufte ich meinen "denon" Verstärker. Zuvor ausgiebig mit den ersten CDs auf dem Markt getestet. Ich erinnere mich an "Brothers in arms" von den Dire Straits, oder war es das erste Album von denen? Egal, der Verstärker steht schon lange im Keller, ist aber immer noch gut.
Die Alleestr. weiter bis zur nächsten großen Kreuzung, dort nach rechts auf den Westring. Linker Hand die Staatsanwaltschaft, einige hundert Meter macht die Straße einen Knick nach links, danach an der Kreuzung rechts. Der Straße folgen auf der linken Seite das "Cafe Sachs". Der Schriftsteller mag den Laden nicht, in der zweiten Hälfte der 80 er Jahre stark angesagt. Im weiteren Verlauf dann "Tucholsky", an der Ecke zum "Bermuda3eck" war dann, wenn ich mich recht entsinne, das Cafe "Treibsand". Um die Ecke eine Institution, das "Mandragora". Dort sah ich irgendwann in den 90er zum ersten Mal "Hank Shizzoe & Loose Gravel". Ein tolles Konzert.
Aber der Straße folgen wiederum bis zur nächsten Kreuzung; dort ist es dann, auf der linken Seite, groß, mächtig, das Schauspielhaus Bochum, dahinter das kleine Haus.
Und hier ist, seit den späten 80er Jahren Wolfgang Welt, um diesen Schriftsteller geht es nämlich, als Nachtportier tätig!
Sein Buch "Doris hilft" war eine der letzten Lektüren. Ja, Bochum, die "Perle im Revier" ist Schauplatz dieses Buches. Ich traue mich kaum, es Roman zu nennen. Wolfgang Welt kann eigentlich nur autobiografisch. Alles hat er erlebt, gelebt und das erzählt er. Gekonnt bis dilettantisch, lustig, traurig. Er war in der Vergangenheit ein begnadeter Musikjournalist, Heinz-Rudolf Kunze nannte er den "singenden Erhard Eppler", bis er zu der Überzeugung gelangte, J. R. Ewing zu sein und
damit die Kortumstr. entlangschritt. Über all das erzählt Wolfgang Welt und wäre sicherlich in der Versenkung verschwunden, wenn nicht Leute wie Willi Winkler und Peter Handke sich für ihn engagiert hätten. So haben wir damit einen bemerkenswerten Erzähler im Ruhrgebiet über das Ruhrgebiet. Und welches Schauspielhaus kann sich schon einen "echten" Schriftsteller als Nachtportier erlauben!
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