Wer diesen blog verfolgt, hat sicherlich schon festgestellt, daß Verrisse von Romanen selten bis gar nicht vorhanden sind. Ein gewisser Respekt vor der Leistung der einzelnen Autoren in Bezug auf ihr Werk läßt mich vorsichtig mit der jeweiligen Literatur umgehen. Ich stelle mir vor, daß es unendlich schwer ist, ein Buch zu schreiben, zuvor seine Gedanken zu ordnen, eine Idee, die noch in sich stimmig ist, zu entwickeln. Alles was darum rankt, läßt mich schon vorsichtig in meinem Urteil sein.
Das vorweg geschickt, muß ich sagen, daß Katharina Hacker, Die Habenichtse ein ziemlich belangloses Buch ist. Die Geschichte von Isabelle und Jakob; sie treffen sich am 21.09.2001 zufällig auf einer Party in Berlin wieder. Kurz gesagt, verliebt, verheiratet. Beide gehen nach London und entwickeln dort schnell, jeder für sich, wieder eigene Leben.
Seltsam blutleer ist das alles. Kurz nach den Anschlägen der 11. Septembers will Katharina Hacker irgendwie das Lebensgefühl der damals Mittdreißiger auffangen, erzählen. Es gelingt aber nicht, dahin plätschert eine Geschichte, die sich mir nicht erschlossen hat. Ist sie überhaupt eine? Tragend ist sie jedenfalls nicht. Die Charaktere bleiben starr und blass. Die Autorin versucht etwas zusammen zu bringen, was vor vornherein nicht paßt. Was das nun genau ist, wie gesagt, hat sich mir nicht erschlossen.
Und was nun bleibt, ist in gewisser Weise verlorene Zeit durch die Lektüre und die Frage, warum ist dieser Roman 2006 als bester deutschsprachiger Roman ausgezeichnet worden?
Samstag, 16. Juni 2012
Mittwoch, 13. Juni 2012
Lothar Baier, Jahresfrist
Bei "Jahresfrist" handelt es sich um die einzige literarische Arbeit des Essayisten und Journalisten Lothar Baier. Sicherlich wird sich nun der eine oder andere die Frage stellen: Wer ist Lothar Baier? Hier: Lothar Baier findet der interessierte Leser weitere Informationen zu diesem, so scheint mir, relativ vergessenen Autor.
Das Vergessen erscheint allerdings auch zu Unrecht, ist doch diese Erzählung Jahresfrist ein literarisches Kleinod.
Ein Mann, ohne Namen, vielleicht Baier selbst (?) zieht sich zurück nach Südfrankreich, kauft dort ein baufälliges Haus und versucht dieses zu restaurieren , wiederaufzubauen. Allein auf sich gestellt, kein Handwerker, eher ein schreibender, lesender Intellektueller, läuft er Gefahr in einer zunächst lebensfeindlich scheinenden Umgebung an seiner selbstgestellten Aufgabe zu scheitern. Zu widrig sind vordergründig die Aufgaben, die vor ihm liegen. Aber ist das eigentlich der Kern der Erzählung? Ja und nein ist man geneigt zu sagen. Er liebt diese Herausforderung, gleichzeitig immer an seinem Limit mit der Gefahr zu scheitern. Und der Erzähler wäre nicht derjenige, der ist, käme nicht ein Bezug zu einer historischen Person auf, die ihn immer wieder zurückbringt. Bei dieser historischen Person handelt es sich um Paul Nizan (hier weitere Informationen: Paul Nizan). Der namenlose Erzähler findet immer Parallelen zwischen seinem Leben und dem Leben Nizans. Natürlich ist schon längst klar, daß Baier selbst dieser Erzähler ist. Ein Mensch getrieben von der Suche nach Wahrheit und sich selbst. Beeindruckend der Versuch durch die Arbeit an dem Haus in absoluter Einsamkeit auf sich selbst geworfen, Sinn, Unsinn und Aussicht in seinem Leben zu finden. Worin liegt das alles? Niemanden sehen, mit niemandem kommunizieren. Einklang (?) mit der Natur. Und dennoch merkt er schnell, ganz ohne geht es nicht. Die Dorfbewohner lassen wissen, daß allzu viel Abgeschiedenheit Ursache von Gerede und Gerüchten sein kann. Zaghafte Kontakte entstehen. Und so arbeitet dieser Einsiedler vor sich hin, getrieben von einer Suche von der er selbst nicht weiß, wohin sie ihn führen wird. Schlussendlich geht fast in einem fast biblischen Unwetter sein Haus und seine Existenz unter. Baier beschreibt diese Szene fast schon als Katharsis. Danach bleibt, schon zwangsläufig, nur noch die Abkehr von diesem Haus, diesem Ort und Rückkehr in sein anderes Leben.
1985 hat Baier diese Erzählung veröffentlicht. 2004 hat er sich das Leben genommen. Allein diese Erzählung zeigt, daß es sich bei ihm um einen großen im Literaturzirkel gehandelt hat.
Selten habe ich eine so eindrückliche, direkte Sprache gelesen. Die Landschaft, die Baier beschreibt, lebt! Die Verzweiflung an sich selbst, an seiner Umgebung, seiner Situation nimmt man dem Erzähler ab. Was will der Leser einer solchen Erzählung eigentlich noch weiter erwarten. Mir bleibt nur das Bedauern, daß es sich bei Jahresfrist um die einzige Prosaarbeit handelt. Gerne hätte ich insofern mehr von Lothar Baier gelesen.
Die große Ketzerei, als Sachtext, steht schon im Regal.
Und ein weiteres hat diese Erzählung verursacht: Interesse an der Person Paul Nizan und seinem Werk!
Das Vergessen erscheint allerdings auch zu Unrecht, ist doch diese Erzählung Jahresfrist ein literarisches Kleinod.
Ein Mann, ohne Namen, vielleicht Baier selbst (?) zieht sich zurück nach Südfrankreich, kauft dort ein baufälliges Haus und versucht dieses zu restaurieren , wiederaufzubauen. Allein auf sich gestellt, kein Handwerker, eher ein schreibender, lesender Intellektueller, läuft er Gefahr in einer zunächst lebensfeindlich scheinenden Umgebung an seiner selbstgestellten Aufgabe zu scheitern. Zu widrig sind vordergründig die Aufgaben, die vor ihm liegen. Aber ist das eigentlich der Kern der Erzählung? Ja und nein ist man geneigt zu sagen. Er liebt diese Herausforderung, gleichzeitig immer an seinem Limit mit der Gefahr zu scheitern. Und der Erzähler wäre nicht derjenige, der ist, käme nicht ein Bezug zu einer historischen Person auf, die ihn immer wieder zurückbringt. Bei dieser historischen Person handelt es sich um Paul Nizan (hier weitere Informationen: Paul Nizan). Der namenlose Erzähler findet immer Parallelen zwischen seinem Leben und dem Leben Nizans. Natürlich ist schon längst klar, daß Baier selbst dieser Erzähler ist. Ein Mensch getrieben von der Suche nach Wahrheit und sich selbst. Beeindruckend der Versuch durch die Arbeit an dem Haus in absoluter Einsamkeit auf sich selbst geworfen, Sinn, Unsinn und Aussicht in seinem Leben zu finden. Worin liegt das alles? Niemanden sehen, mit niemandem kommunizieren. Einklang (?) mit der Natur. Und dennoch merkt er schnell, ganz ohne geht es nicht. Die Dorfbewohner lassen wissen, daß allzu viel Abgeschiedenheit Ursache von Gerede und Gerüchten sein kann. Zaghafte Kontakte entstehen. Und so arbeitet dieser Einsiedler vor sich hin, getrieben von einer Suche von der er selbst nicht weiß, wohin sie ihn führen wird. Schlussendlich geht fast in einem fast biblischen Unwetter sein Haus und seine Existenz unter. Baier beschreibt diese Szene fast schon als Katharsis. Danach bleibt, schon zwangsläufig, nur noch die Abkehr von diesem Haus, diesem Ort und Rückkehr in sein anderes Leben.
1985 hat Baier diese Erzählung veröffentlicht. 2004 hat er sich das Leben genommen. Allein diese Erzählung zeigt, daß es sich bei ihm um einen großen im Literaturzirkel gehandelt hat.
Selten habe ich eine so eindrückliche, direkte Sprache gelesen. Die Landschaft, die Baier beschreibt, lebt! Die Verzweiflung an sich selbst, an seiner Umgebung, seiner Situation nimmt man dem Erzähler ab. Was will der Leser einer solchen Erzählung eigentlich noch weiter erwarten. Mir bleibt nur das Bedauern, daß es sich bei Jahresfrist um die einzige Prosaarbeit handelt. Gerne hätte ich insofern mehr von Lothar Baier gelesen.
Die große Ketzerei, als Sachtext, steht schon im Regal.
Und ein weiteres hat diese Erzählung verursacht: Interesse an der Person Paul Nizan und seinem Werk!
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