Maarten `t Hart, Die Netzflickerin ist mittlerweile der dritten Roman des niederländischen Schriftstellers, den ich gelesen habe. Auch gebe ich gerne zu, daß ich im allgemeinen sehr viel von niederländischen Schriftstellern halte. Jerome Brouwers, Cees Nooteboom, Margriet de Moor und der schon fast alles überragende Adrianus Franciscus Theodorus van der Heijden, sie alle sind große Erzähler.
Die Netzflickerin nun reiht sich in diese Art des Erzählens ein.
Simon Minderhouts Lebensgeschichte erzählt Hart in diesem Roman, von der Geburt bis ins hohe Alter verfolgt der Leser den traurigen Helden, ja ist er ein Held oder ein Verräter, letztendlich bleibt das offen. Es soll Widerstandskämpfer an die Nazis verraten haben. Dabei ist auch Thema die Zeit der deutschen Besatzung in den Niederlanden während der Nazizeit. Aber auch Thema ist, wie ein Mensch, durch sein Verhalten, irgendwann zufälligerweise in den Focus der Öffentlichkeit geraten kann. Interessant wird dargestellt, wie unterschiedlich menschliches Handeln von anderen aufgenommen, gedeutet und wiederum dargestellt werden kann. Simon Minderhout, dessen Geburt schon ex post betrachtet, seltsam anmutete, befindet sich dann, im hohen Alter in einem Gewirr von Halbwahrheiten, Anschudigungen und Verdächtigungen. Dem gegenüber steht sein Hilflosigkeit, damit umzugehen und dagegen anzugehen. Als Verräter in der Nazizeit beschuldigt, flieht er ausgerechnet zu seinem besten Freund, der Jude ist. Sein ganzes Leben gerät aus den Fugen und auch ein Besuch bei der Frau, die in den 1940er Jahren den Stein ins Rollen brachte, bringt keine Entlastung, ja keine Klärung des Verrats. Was bleibt ist ein alter Mann, der überrollt wurde von Ereignissen in seinem Leben, denen er eventuell auch nicht so viel Bedeutung beigemessen hatte. Für mich war er nicht der Verräter. Aber, wie gesagt im Prinzip bleibt es offen. Auch eine Geschichte darüber, wie schwer es ist, seine Darstellung und Wahrnehmung bei festgefahrenen Meinungen durchzusetzen. Im Prinzip kann Minderhout das überhaupt nicht und er unternimmt insoweit auch nur halbherzige Versuche. Warum auch, aus seiner Sicht hat er ja die Erkenntnis darüber, was richtig und falsch ist.
Und so bleibt ein beeindruckendes Buch, eine eindrückliche Geschichte, ebenso erzählt.
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